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Kluge Köpfe räumen ab Kluge Köpfe räumen ab: Innovationspreis für Firma Mol aus Merseburg

Von Undine Freyberg 22.05.2017, 04:00
Jan, Jürgen und Christoph Koppe (v.l.) sind ein schlaues Team, das gemeinsam mit seinen Mitarbeitern immer wieder Preise erhält.
Jan, Jürgen und Christoph Koppe (v.l.) sind ein schlaues Team, das gemeinsam mit seinen Mitarbeitern immer wieder Preise erhält. Marco Junghans

Merseburg/Berlin - Zu dieser Familie gehören gleich mehrere schlaue Köpfe - Jürgen, Jan und Christoph Koppe -, die auch noch in ein und derselben Firma arbeiten, der Mol Katalysatortechnik aus Merseburg, die schon mehrfach für ihre Forschungen ausgezeichnet wurde. Jetzt wurde eine neue Erfindung der Firma zum Einzelprojekt des Jahres des Zentralen Innovationsprogrammes Mittelstand gekürt.

Ausgezeichnet wurde die Firma am Donnerstag auf dem Innovationstag in Berlin für die Entwicklung eines Verfahrens zur antimikrobiellen Wasserreinigung. „Doch nicht nur für die Erfindung selbst, wir werden vor allem dafür ausgezeichnet, dass wir es auch geschafft haben, das Ganze in die Praxis umzusetzen“, sagt Geschäftsführer Jürgen Koppe.

Denn dieses Verfahren kann zum Beispiel zur Flaschenreinigung eingesetzt werden. Das Wasser in der Merseburger Schwimmhalle ist deshalb so sauber, weil auch hier das sogenannte Mol-Lik-Verfahren zur Anwendung kommt. Außerdem kann es in Kühlkreisläufen, Lackierstraßen, Beregnungsanlagen oder Dampfsterilisationsanlagen in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden.

Erfindung der Firma Mol Katalysatortechnik wird zum Einzelprojekt des Jahres gekürt

Egal, ob Kanada, Brasilien oder Litauen - überall ist das Verfahren aus Merseburg im Einsatz. Auch Amerika ist interessiert. In Russland ist das Verfahren bereits großflächig im Bereich Trinkwasser zugelassen und wird erfolgreich in der Behandlung von Warmwasserversorgungssystemen genutzt.

Angefangen hatte alles vor rund zehn Jahren, als der heute 27-jährige Christoph Koppe bei Versuchen mit Pflanzen bemerkte, dass in Gegenwart von speziellen Mineral-Metall-Drähten und sichtbarem Licht im Wasser Prozesse ablaufen, welche das Pflanzenwachstum signifikant befördern, und die die Firma später als Mol-Lik-Technologie bezeichnete.

Jan Koppe (35) griff die Entdeckung seines Bruders auf und wirkte wesentlich bei der Entwicklung der Mineral-Metall-Folien (anstelle der zunächst eingesetzten Drähte) mit. Entscheidend waren seine Erfolge bei der Erprobung der Technologie in immer größeren Maßstäben. Bisheriger Höhepunkt: die komplette Wasserbehandlung im Steinkohlekraftwerk Rostock. Es wurde herausgefunden, dass die Mol-Lik-Technologie vor allem Kalk- und andere anorganische Ablagerungen löst und über diesen Weg dafür sorgt, dass unerwünschtes mikrobiologisches Wachstum vermieden werden kann.

Unternehmen Mol Katalysatortechnik räumte schon mehrere Umwelt-Preise ab

Beide Brüder waren nach dem Studium an der Universität Leipzig in die Firma ihres Vaters Jürgen Koppe (63) eingestiegen, der bereits vor mehr als 20 Jahren ein weltweit einzigartiges Verfahren zur Reinigung erfunden hat, das Biofilm entfernt. Der Chemiker aus Merseburg, der an der Hochschule studiert und auch promoviert hat, entwickelte eine schonenden Alternative zur herkömmlichen Chlorreinigung, die mit wenig Aufwand die hygienisch bedenklichen Biokeime auf Dauer entfernt, kostensparend ist, die Umwelt nicht belastet und auch das zu reinigende Material nicht schädigt.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Firma Mol Katalysatortechnik rund 2,5 Millionen Euro an Fördermitteln zumeist vom Bund erhalten. Das Unternehmen gewann 2014 den 1. Preis der Umweltallianz Sachsen-Anhalt und belegte 2015 den 3. Platz im Rennen um den Hugo-Junckers-Preis Sachsen-Anhalt. 2016 wurde die Firma Bundessieger der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ in der Kategorie Umwelt. (mz)