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Klärschlammtrocknungsanlage Klärschlammtrocknungsanlage: Beunaer planen den Widerstand

Von Undine Freyberg Und Diana Dünschel 21.12.2018, 09:44
Getrockneter Klärschlamm im Weißenfelser Kompostwerk
Getrockneter Klärschlamm im Weißenfelser Kompostwerk Peter Lisker

Beuna/Frankleben - Den Beunaern stinkt’s gewaltig. Dass in ihrem Ort eine Klärschlammtrocknungsanlage gebaut werden soll, wollen sie nicht so einfach hinnehmen. Deshalb waren auch mehr Bürger als sonst zur Sitzung des Ortschaftsrates gekommen und machten ihrer Empörung ordentlich Luft. „Andere Anlagen verarbeiten 60 000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr. Bei uns sollen es 100 000 sein“, sagte eine Anwohnerin, die im Internet zu solchen Anlagen recherchiert hatte. „Das wird ein richtig großes Ding“, warnt sie.

„Wollen wir die Firma, die den Bau plant, mal einladen, damit

sie das Projekt im Ortschaftsrat vorstellen kann?“, fragt Ortsbürgermeisterin Alexandra Schöbel (SPD) die Gemeinderäte. Deren einstimmige Antwort: Nein. Niemand möchte das.

Annette Krüger, die Sachgebietsleiterin Stadtplanung bei Stadtverwaltung Merseburg erläuterte, dass die Stadt ihr Einvernehmen zu dem Projekt nicht erteilen werde. Das beziehe sich allerdings nur auf die derzeit nicht gesicherte Erschließung. „Solange die Erschließung was Wasser, Abwasser, Löschwasser und Zufahrt angeht, nicht gesichert ist, müssen wir das Einvernehmen versagen, weil wir sonst erschließungspflichtig werden.“ Im Außenbereich einer Ortschaft - wie in Beuna der Fall - seien solche Anlagen grundsätzlich zulässig. Die Firma Wiese Umwelt Service GmbH, die die Anlage errichten will, betreibt an der Stelle bereits eine Kompostierungsanlage in offener Mietenkompostierung.

Die geplante Anlage, die zu einem Teil auf der Gemarkung Beuna und zu einem Teil auf der Gemarkung Frankleben liegen soll, soll laut Planung aus drei Hallen bestehen. Nach Aussage der Firma Wiese werde im Dreischichtsystem von 6 bis 22 Uhr gearbeitet. Pro Tag wird mit knapp 60 Lkw-Bewegungen gerechnet. Der phosphathaltige Klärschlamm wird getrocknet und dann verbrannt. Aus der Asche sollen Phosphatdüngemittel für die Landwirtschaft hergestellt werden. 90 Prozent des Klärschlamms sollen aus Mitteldeutschland und Bayern kommen. Die Firma will 28,5 Millionen Euro investieren und im September mit den Bauarbeiten beginnen.

Auch wenn die Erschließung jetzt noch nicht gesichert ist - „es könnte ja irgendwann sein, dass alles parat steht und die Anlage dann nicht mehr zu verhindern wäre. Das ist das, wovor ich Angst habe“, sagt Alexandra Schöbel. „Die Frage ist, was machen wir dann?“ Wenn die Anlage erstmal stehe, sei es zu spät. Mann könne eigentlich nur noch wegziehen, meinte ein Anwohner. „Wir sollten deshalb nicht zu lange mit unserer Petition warten“, rief eine Anwohnerin auf. Dass die Anwohner von Stöbnitz am Geiseltalsee schon mal eine Schweinemastanlage verhindert haben, machte offensichtlich Mut. Schnell war man sich einig, dass man sich mit Braunsbedra zusammentun und die Vereine vom Geiseltalsee und die Naturschützer ins Boot holen müsse

Der Ortschaftsrat Beuna versagte einstimmig das Einvernehmen für den Bau der Anlage.

Und Ortsbürgermeisterin Schöbel machte keinen Hehl daraus, dass sie die Anlage in ihrem Ort nicht haben will. „Und die 30 Arbeitsplätze, die entstehen sollen, sind mir eigentlich egal, denn die Jobs werden nicht bei uns in der Region geschaffen.“

Auch der Ortschaftsrat des Braunsbedraer Ortsteils Frankleben und der Hauptausschuss von Braunsbedra haben diese Woche das gemeindliche Einvernehmen zur Klärschlammanlage jeweils einstimmig nicht erteilt. Auch wenn die Stadt nur zur Erschließung des Geländes Bedenken äußern konnte und nicht zum Betrieb der Klärschlammanlage selbst, redete Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) Klartext. Er heiße das Projekt insgesamt nicht gut, sagte er. Ende des Monats steht der Punkt nun auf der Tagesordnung des Braunsbedraer Stadtrates.

(mz)