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Kirchenschließung in Merseburg Kirchenschließung in Merseburg: Abschied von der Christuskirche

Von Diana Dünschel 26.12.2013, 18:05
Hier wird Silvester der letzte Gottesdienst gefeiert.
Hier wird Silvester der letzte Gottesdienst gefeiert. Marco Junghans Lizenz

Merseburg/MZ - Sie liegt am Rande des Südparks so versteckt zwischen hohen Bäumen, dass sie im Sommerhalbjahr fast unsichtbar wird. Der moosbewachsene Weg vom Zaun bis zur Eingangstür beweist, dass hier in letzter Zeit tatsächlich nicht mehr viele Menschen entlang gingen. Künftig hat die Natur ganz die Oberhand. Denn die Christuskirche in Merseburg-Süd wird vom Kirchenkreis Merseburg zum Jahresende aufgegeben. Am 31. Dezember um 15.30 Uhr findet vorerst der letzte Gottesdienst statt.

„Für diese Entscheidung gab es mehrere Gründe“, sagt der zuständige Leunaer Pfarrer Philipp Katzmann. Zum einen gebe es nur noch wenige Gemeindemitglieder, die die Gottesdienste besuchen. Zum anderen müsste die Heizung erneuert werden. Und Geld sei bekanntlich knapp. Man habe sich deshalb entschieden, das gemeindliche Leben künftig auf die benachbarte Kirche in Kötzschen zu konzentrieren. „Das ist mit Sicherheit ein schmerzlicher Abschied“, so der Pfarrer weiter. „Aber wir können mit den uns zur Verfügung stehenden Kräften nicht alles leisten.“ Was aus der Christuskirche wird, sei noch ungeklärt.

Erst 1961 eingeweiht

Dabei gehört sie zu den jüngsten Gotteshäusern weit und breit, wurde erst Ende April 1961 eingeweiht. Ihr Vorgängerbau, eine Kapelle, war 1944 durch einen Bombentreffer vollständig zerstört worden, zeigt der Kirchenälteste Martin Pinkert bei einer Vor-Ort-Begehung auf eine Glastafel mit Fotos. Die Grundsteinlegung im November 1957 ist zu sehen und auch der Bau mit seinem neuen Dachgestühl zwei Jahre später. Das letzte Bild der Collage stammt aus dem Jahr 2001. „Da wurde das Kreuz über dem Eingang erneuert“, erinnert sich Martin Pinkert.

Vielleicht sei dem ein oder anderen Pfarrer Opitz noch ein Begriff, der von 1963 bis in die 90er Jahre für die Christuskirche und die Kirche in Kötzschen zuständig war, zählt der heutige Kirchenälteste ein paar Namen auf. So sei der Name seines Vorgängers Matthias Müller mit dem Haus eng verbunden. Und über Jahrzehnte seien Willi Purps und seine Frau Elsbeth die „guten Seelen“ gewesen, die immer für Ordnung und Sauberkeit sorgten.

Schlicht, aber funktionstüchtig

Fakt ist, so der Kirchenälteste, dass die zahlenmäßig große Gemeinde der 60er Jahre hauptsächlich aus den Menschen bestand, die damals aus den überbaggerten Dörfern des Geiseltals umgesiedelt wurden und christlich geprägt waren. Sie sind ebenso älter geworden wie die Kirche, die im Innern eigentlich mehr ein bis heute vom Charme der 60er Jahre geprägter Gemeinderaum mit braun vertäfelter Decke, für die damalige Zeit typischen Lampen, einer schlichten aber funktionstüchtigen Orgel, Altarnische und Buntglasfenstern ist.

„Die Heizung zu erneuern, ist einfach zu teuer“, zeigt Martin Pinkert auf zwei Kachelöfen. Außerdem verlange der Abwasserzweckverband bei weiterer Nutzung eine neue Kläranlage. „Das können wir nicht stemmen.“ Am letzten Sonntag im August wird in Merseburg-Süd normalerweise das Missionsfest mit Gästen aus aller Welt gefeiert. Es ist eine Tradition, die bis in die 1930er Jahre zurück geht und ursprünglich in Kötzschen aus der Taufe gehoben wurde. Nun wird die gesamte verbliebene Gemeinde nach Kötzschen umziehen. So schließt sich der Kreis.

Den Gemeinderaum zieren mehrere Buntglasfenster mit Motiven.
Den Gemeinderaum zieren mehrere Buntglasfenster mit Motiven.
Marco Junghans Lizenz
Blick auf den Altar. Der Raum versprüht den Charme der 60er Jahre.
Blick auf den Altar. Der Raum versprüht den Charme der 60er Jahre.
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