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Kinder lesen Erwachsenen die Leviten

Von UNDINE FREYBERG 30.03.2010, 15:49

MERSEBURG/MZ. - Sind die Merseburger "Dreckschweinchen"? Wenn es nach den Kindern aus dem Hort der Curie-Grundschule geht schon. Und es ist keine niedliche, lustige Geschichte, die die Ferienkinder da in einem Theaterstück erzählen wollen.

"Ich war selbst erstaunt und angenehm überrascht, was den Kindern alles auffällt", sagte Roman Zimmermann, vom Verein Najuku, der gemeinsam mit zwei Studentinnen der Hochschule und den Hortnerinnen der Schule ein viertägiges Theater-Projekt veranstaltet, bei dem sich alles um die Frage dreht: Wie wünschen sich Kinder ihr Merseburg?

Eine Gruppe von Kindern bedauert, dass der schöne Spielplatz und die Bäume am Gerichtsrain einem Supermarkt weichen mussten und wünscht ihn sich in ihrem Theaterstück zurück. Einer zweite Gruppe haben es offenbar die Zaubersprüche und verschiedene Phantasiewesen angetan. Die dritte Gruppe dagegen packt gleich mehrere ziemlich schwierige Themen an - Umweltschutz, Sauberkeit und Toleranz - und hat sich dafür eine wirklich tolle Geschichte einfallen lassen, eben die vom "Dreckschweinchen".

Der Inhalt: Das indische Mädchen Tina kommt nach Merseburg und trifft einen Igel, der beinahe von einem Auto überfahren wurde, das zwar überlebt, sich aber im vermüllten Park an Glasscherben verletzt. Das Mädchen, das mit Tieren sprechen kann, trifft an der Klia zwei Goldfische, die sich beklagen, weil sie vor lauter Verschmutzung keine Luft mehr bekommen. Wenig später beschimpft ein Erwachsener Tina, sie solle doch dahin zurückgehen wo sie hergekommen ist. Ein gleichaltriges Mädchen steht ihr bei. Am Gotthardteich schließlich trifft das indische Mädchen auf das "Dreckschweinchen". Es ist Symbol für alle Menschen, die sich nicht für ihre Umwelt, ihre Stadt und ihre Mitmenschen interessieren. Doch auch in diesem Theaterstück, das übrigens als Schwarzlichttheater aufgeführt wird, gibt es Hoffnung. "Zwei Bienen stechen das Dreckschweinchen, es wacht auf, und gemeinsam mit den fleißigen Bienen macht es Merseburg zu einer sauberen und freundlichen Stadt", erzählt Zimmermann.

"Wir hoffen, dass die Menschen in Merseburg verstehen, was wir sagen wollen - dass es in der Stadt sauberer sein müsste, dass sich die Leute mehr um Tiere kümmern müssen und auch nicht hässlich zu Behinderten oder Menschen, die anders aussehen oder dick sind, sein dürfen", sagte die achtjährige Marleen der MZ. "Aber ich glaube, wir werden auch noch etwas ins Mikrophon sagen und die Erwachsenen mal ausschimpfen müssen." Das Mädchen aus der 2. Klasse hatte die Idee, ein indisches Mädchen im Stück auftreten zu lassen und wird die Tina auch selbst spielen.

Die drei Theaterstücke werden am 1. April ab 16 Uhr in der Aula der Curie-Grundschule für die Eltern, Verwandten und Freunde der Kinder aufgeführt. Außerdem wird es eine zweite öffentliche Aufführung am 28. Mai am Sitz des StadtTac (Theater am Campus) an der Unteraltenburg geben. Dann werden auch Schüler der Grundschule Merseburg-Süd und der Berufsschule aus der Lessingstraße ihre Sicht auf Merseburg als Theaterstücke auf die Bühne bringen.