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Kaum Aufklärung Kaum Aufklärung: Anwohner in Merseburg beklagt zunehmenden Vandalismus

Von Robert Briest 28.06.2017, 14:29

Merseburg - Christian Mildner hat die Nase voll. Der Merseburger wohnt im Sand und beklagt, dass es dort seit mehr als einer Woche wiederholt zu Sachbeschädigungen an geparkten Autos komme.

Einem Nachbarn sei der Spiegel abgetreten, einer Nachbarin seien die Scheibenwischer geklaut worden: „Bei uns wurde allein in der letzten Woche vier Mal der Scheibenwischer hochgebogen.“ Bisher habe er dies noch zurückbiegen können, aber Mildner befürchtete, dass demnächst irreversible Schäden entstehen, auf deren Kosten er sitzenbleibt.

Anfang der Woche habe er das Geschehen deshalb bei der Polizei angezeigt. Man habe ihm aber wenig Hoffnungen auf Erfolg gemacht, da sich seine Anzeige gegen unbekannt richte. Er will deshalb nun abends – die Beschädigungen würden meist zwischen 20 und 22 Uhr erfolgen, sagt Mildner – mit einigen Nachbarn Streife laufen, um den oder die Täter zu stellen und notfalls auch festzunehmen.

Polizei: Keine Häufung von Vandalismus in Merseburg bekannt

Beim Polizeirevier Saalekreis ist man angesichts dieses Vorhabens skeptisch: „Aufmerksame Bürger sind immer willkommen und dienen der Aufklärung. Bürgerwehren stehen wir kritisch gegenüber. Es besteht die Gefahr, dass bei Erkennen von Straftaten und Festhalten von Tätern die Emotionen überkochen und Selbstjustiz angewandt wird“, sagt Reviersprecher Jürgen Müller.

Prinzipiell habe aber jeder entsprechend des Paragrafen 127 der Strafprozessordnung das Recht, „eine Person, welche auf frischer Tat angetroffen oder verfolgt wird, vorläufig festzunehmen.“ Allerdings müsse schnellstens die Polizei informiert und vor allem auch auf die eigene Sicherheit geachtet werden.

Verwendung von „Dashcams“ in Deutschland rechtlich umstritten

Eine Häufung von Vandalismusfällen in der Innenstadt ist der Polizei aktuell nicht bekannt. Es habe hierzu seit dem Frühjahr drei Anzeigen gegeben, sagt Müller. Er betonte jedoch, dass die Polizei alle Anzeigen gleich aufmerksam bearbeite, ungeachtet der Frage, ob der Täter bekannt sei oder nicht.

Mildner will, sollten die Beschädigungen nicht aufhören, eine Dashcam installieren, also eine Kamera auf dem Armaturenbrett, wie sie etwa in Russland gebräuchlich ist, um Unfälle versicherungsfest aufzuzeichnen. Er erhofft sich dadurch im Zweifelsfall Bilder vom Täter. Die Verwendung ist in Deutschland allerdings rechtlich umstritten. Da die Kameras permanent Bilder vom öffentlichen Raum machen, könnte das Recht am Eigenbild der so unwissentlich gefilmten Passanten verletzt werden.  (mz)