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Für schnelle Wiederbelebungen Katretter-App soll Leben retten: Saalekreis sucht Helfer mit medizinischer Erfahrung

Bei Herzstillstand zählt jede Minute im Kampf um Leben und Tod. Damit Betroffene schneller Hilfe erhalten, setzt der Saalekreis auf die App „Katretter“. Damit die wirkt, braucht der Kreis viele Freiwillige mit medizinischer Erfahrung. Der Ärztliche Direktor des Rettungsdienstes erklärt das System.

05.09.2025, 16:06
Der Rettungswagen soll binnen zwölf Minuten am Einsatzort sein, die Katretter schon deutlich eher.
Der Rettungswagen soll binnen zwölf Minuten am Einsatzort sein, die Katretter schon deutlich eher. Foto: imago images/Political-Moments

Merseburg/MZ. - Patienten bei Herzstillstand schneller helfen und so Leben retten. Das ist das Kernmotiv, weshalb der Saalekreis seit wenigen Tagen die App „Katretter“ gestartet hat – oder genauer gesagt, der südliche Saalekreis. Der nördliche Saalekreis und die Stadt Halle sammeln bereits seit 2022 Erfahrungen mit dem Hilfsmittel. Robert Briest sprach mit Hartmut Stefani, dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im Saalekreis, über den erhofften Nutzen der App und wen er sich als erste Nutzer erhofft.

Was ist „Katretter“?Hartmut Stefani: Es ist eine App für Mobiltelefone. Mit der registrieren sich geeignete Ersthelfer. „Geeignet“ heißt aktuell im Saalekreis: medizinisches Fachpersonal. Also Ärzte, Pflegekräfte, Rettungssanitäter und so weiter. Wenn die Leitstelle dann einen Notruf erhält, aus dem hervorgeht, dass eine Wiederbelebung notwendig ist, dann sucht das System, ob sich ein registriertes Handy im Umkreis befindet.

Was passiert dann?

Sollten Handys im Umkreis sein, erhalten die Nutzer eine Anfrage, ob sie bereit sind zu helfen. Es kann ja auch sein, dass sie gerade ihre Kinder betreuen oder in der Wanne liegen. Wenn sie auf die Anfrage mit einer Zusage reagieren, dann wird der genaue Einsatzort an sie weitergeleitet und sie können dort helfen, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Die Rettungsfrist in Sachsen-Anhalt beträgt zwölf Minuten. In dieser Zeit soll der Rettungswagen nach Notruf am Einsatzort eintreffen. Damit die Ersthelfer etwas bewirken, müssten sie also noch schneller da sein?

Bei Herzstillständen sollte man versuchen, binnen der ersten zwei, drei Minuten jemanden vor Ort zu haben. Das ist die Idee hinter dem System. Die freiwilligen Helfer sollen die Zeit bis zum Eintreffen der regulären Rettungskräfte überbrücken. Deshalb ziehen wir innerhalb von Städten einen Radius von 500 Metern, in dem wir Registrierte alarmieren, und außerhalb von 800 Metern, weil nur so die Chance da ist, dass sie vor dem Rettungswagen vor Ort sind.

Wie viele Helfer brauchen Sie, damit das System wirksam ist?

Das ist schwer zu sagen. In dichtbesiedelten Regionen, also Städten, wird die Wahrscheinlichkeit für Treffer größer sein als auf dem Land. Generell gilt: Je mehr Registrierte wir haben, desto höher die Chance, dass im Ernstfall einer in der Nähe ist. Wir setzen aber gerade mit Blick auf den ländlichen Raum nicht nur auf „Katretter“, sondern fördern auch „First Responder“, also speziell geschulte Ersthelfer, die parallel zum Rettungsdienst alarmiert werden.

Die Stadt Halle, die mit ihrer Leitstelle auch für den nördlichen Saalekreis zuständig ist, nutzt „Katretter“ schon seit 2022. Wie oft kommt die App dort zum Einsatz?

Durchschnittlich werden dort zehn Mal pro Monat „Katretter“ alarmiert. Etwa jeder vierte Alarm wird angenommen.

Gibt es Untersuchungen zur Wirksamkeit der App?

Ja. Es geht ja sowohl darum, das Überleben der Patienten zu sichern, als auch darum, dass sie mit möglichst gutem Ergebnis überleben, also ohne bleibende Schäden. Beides wird durch die Erstretter erreicht. Ihre Aufgabe ist vor Ort vor allem, die Herz-Druck-Massage durchzuführen und gegebenenfalls die Atemwege freizumachen. Bei Herzstillstand ist es enorm wichtig, sofort mit der Wiederbelebung zu beginnen, damit das Gehirn möglichst nur kurze Zeit ohne Sauerstoff ist.

Der Saalekreis setzt zunächst nur auf Helfer, die in medizinischen Berufen arbeiten. Ist eine Erweiterung auf andere Ersthelfer geplant?

Ziel ist es, für den gesamten Saalekreis gleiche Versorgungsbedingungen zu schaffen. Deshalb führen wir jetzt im ersten Schritt ein, was für den Norden schon gilt. Wenn das funktioniert, müssen wir mit unseren Partnern in der Region sprechen. Dann könnte der zweite Schritt sein, dass sich auch Leute registrieren können, die Ersthelferkurse absolviert haben, vielleicht auch von uns organisierte. Aber das müssen wir mit unseren Partnern abstimmen.

Was muss jetzt im ersten Schritt medizinisches Fachpersonal machen, das „Katretter“ werden will?Eine E-Mail an [email protected] schreiben. Wir freuen uns, dass es schon die ersten Anmeldungen gibt.