Virtueller Flashmob statt Garde-Tanz: Karneval und Corona: Merseburger Jecken haben einen närrischer Plan B

Merseburg/Querfurt - Das sind scheinbar traurige Zeiten für Frohnaturen. Der Königliche Narrenverein und die Tanzgruppe Merseburg-Meuschau dürfen sich - wie viele andere auch - in diesem Jahr keinen Schlüssel beim Stadtoberhaupt abholen. Die komplette Saison fällt aus.

Doch die Jecken, die schon in guten Zeiten tolle Stimmung verbreiten, lassen sich auch in schlechten den Spaß nicht verderben. „Da wir nicht gemeinsam tanzen dürfen, aber Tanzen unser Leben ist, haben wir uns etwas einfallen lassen, bei dem alle mitmachen können“, erzählt Elisabeth Bernsen, die Haupttrainerin der Tanzgruppe. „Bei uns gibt es quasi einen virtuellen Flashmob.“ Die Zutaten sind relativ einfach: Musik, Kostüme und Ideen.

„Wir werden alle zu ,Polka, Polka, Polka’ von der Kölschrockband Brings tanzen - jeder bei sich zu Hause oder an einer coolen Location“, erklärt Elisabeth Bernsen. „Es gibt Teile wie Strophe und Refrain, da tanzen alle dieselbe Choreografie, bei den Teilen dazwischen kann jeder zeigen, was er drauf hat und hat im Prinzip Narrenfreiheit“, lacht die 26-Jährige, die den ganzen Spaß gemeinsam mit Co-Trainerin Julia Höfer (26) umsetzt.

Normalerweise würde aktuell mit Schlossgarde, Sternchengarde oder dem Männerballett trainiert, was das Zeug hält. Doch gerade sind alle auf sich und ihre Familien gestellt. „Wir haben insgesamt 118 Tänzer zwischen vier und 60 Jahren“, erzählt Vereinschef Jörg Herrmann, der selbst beim Männerballett tanzen würde. „Wenn alle mitmachen würden, wär’ das toll.“ Elisabeth Bernsen wäre schon froh, wenn die 100 geknackt werden würde.

„Alle konnten mir per Mail an [email protected] ihre Videos schicken, die ich dann zusammenschneide, und am 11.11. um 11.11 Uhr geht das über unsere Social-Media-Kanäle raus“, erzählte sie - auf der Facebook-Seite der Tanzgruppe Merseburg-Meuschau und auf Instagram, wo der Verein unter tg_merseburgmeuschau zu finden ist. „Damit wollen wir zeigen, dass wir alle eine Leidenschaft teilen und hoffen natürlich auch auf Aufmerksamkeit für unseren Verein und unseren Sport“, sagte Julia Höfer.

Auch im Querfurter Raum leben natürlich Frohnaturen - eine davon ist Hans Scholz aus Vitzenburg, der vielen noch als DJ Scholli bekannt sein dürfte. Und wer nun wehmütig an Karnevalssitzungen und Umzüge durch Querfurt oder das Weida-Land denkt, der kann auf Schollis Youtube-Kanal „Schollis Disko“ bei freiem Eintritt ein bisschen in Erinnerungen schwelgen.

„Ich war bei Umzügen in Farnstädt, Barnstädt, Roßleben Höhnstedt oder Nemsdorf dabei und hab zum Beispiel vor 22 Jahren am 11.11. die Rathauserstürmung in Querfurt gefilmt“, erzählt der mittlerweile 85-Jährige. Das Beste hat er zusammengeschnitten und jetzt auf Youtube hochgeladen. „Wir müssen das Virus doch mit Frohsinn bekämpfen“, schmunzelt er und freut sich schon darauf, dass seine Filme am 11.11. angeklickt werden.

-->Der Youtube-Kanal von Hans Scholz heißt „Schollis Disko“. 

Und auch für den Februar hat Hans Scholz schon einen närrischen Plan. „Dann werde ich Ausschnitte aus den Sitzungen hochladen, bei denen ich schon mal gefilmt habe.“ Er sei zum Beispiel in Obhausen, Farnstädt, Schraplau, Nemsdorf und Barnstädt dabei gewesen. Den Karnevalsklub aus seinem Heimatort Vitzenburg habe er bisher allerdings nicht gefilmt.

„Dafür habe ich einen anderen interessanten Film, der aktuell offenbar auch viele Interessenten hat: Die Modenschau in der Kita Vitzenburg von 1998 sei schon von mehr als 200 Leuten angeklickt worden“, erzählt Hans Scholz, der mit 68 sein erstes Youtube-Video hochgeladen hat und vor drei Jahren seinen Youtube-Kanal gegründet hat. (mz)