1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Kampfmittelbeseitigung: Kampfmittelbeseitigung: Region Merseburg bleibt ein Pulverfass

Kampfmittelbeseitigung Kampfmittelbeseitigung: Region Merseburg bleibt ein Pulverfass

Von Dirk Skrzypczak 12.01.2014, 13:11
Im Juli 2007 wurde eine Bombe bei Luppenau kontrolliert gesprengt. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst vermutet in der Region Merseburg noch zahlreiche gefährliche Blindgänger im Boden.
Im Juli 2007 wurde eine Bombe bei Luppenau kontrolliert gesprengt. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst vermutet in der Region Merseburg noch zahlreiche gefährliche Blindgänger im Boden. Peter Wölk Lizenz

Merseburg/Leuna/MZ - Auf Bau- und Ackerflächen sind sie derzeit wieder unterwegs: Mitarbeiter des Technischen Polizeiamts und aus privaten Kampfmittelräumfirmen. Mit Messgeräten suchen sie im Erdreich nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Sondierungen gehören rund um Merseburg zum Alltag und sind für Anwohner, Agrarunternehmen oder Firmen ein gewohntes Bild. Und daran dürfte sich vorerst auch nichts ändern. „Die Region Merseburg bleibt ein Schwerpunkt unserer Arbeit“, sagt Torsten Kresse, Einsatzleiter beim Kampfmittelbeseitigungsdienst in Sachsen-Anhalt: „Wir gehen davon aus, dass noch viele Blindgänger im Boden liegen. Das dürfte alle Beteiligten noch Jahrzehnte begleiten.“

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatten alliierte Luftstreitkräfte Tausende Bomben, Luftminen und Granaten über dem Chemiewerk Leuna und dem Addinol-Gelände in Krumpa abgeworfen. „Experten haben ausgerechnet, dass zehn Prozent dieser abgeworfenen Sprengsätze nicht explodiert sein könnten“, hatte Axel Vösterling, Sprecher im Technischen Polizeiamt, bereits vor zwei Jahren die Situation in und um Merseburg beschrieben. Der Saalekreis listet 160 größere Kampfmittel - Fliegerbomben und Luftminen - auf, die seit 1992 entschärft oder kontrolliert gesprengt werden konnten. Hinzu kommen noch einmal über 55 000 Granaten. Schlimme Unfälle mit Todesopfern wie anderenorts gab es nicht. Kresse sieht darin eine trügerische Sicherheit. „Die Blindgänger haben nichts von ihrer zerstörerischen Gewalt verloren. Die Gefahr bleibt hoch. Wir müssen daher mit voller Konzentration bei der Sache bleiben.“

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst setzt auf eine professionelle Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort, vor allem mit dem Amt für Katastrophenschutz des Saalekreises. „Es ist für unsere Arbeit eine große Erleichterung, wenn die Ämter vor Ort wissen, was zu tun ist“, meint Kresse. Man sei sich der Verantwortung sehr wohl bewusst, heißt es dazu aus der Kreisverwaltung. Die Einsatzdokumente für jedes erdenkliche Szenario würden ständig angepasst. „Auch aus dem Fund der Nebelkartuschen im Oktober vergangenen Jahres in Leuna, als der Verdacht bestand, dass es sich um Giftgas handeln könnte, haben wir unsere Lehren gezogen“, erklärt Landrat Frank Bannert (CDU).

Verzichten muss er dabei ab sofort auf eine seiner erfahrensten Mitarbeiterinnen. Verena Armes, die Hunderte Kampfmittel-Einsätze vor Ort koordinierte, geht in den Ruhestand. Ein gefährliches Vakuum soll aber nicht entstehen, versichert der Kreis. „Im letzten halben Jahr hat sie ihr Wissen an die Kollegen weitergegeben. Ihre Stelle wird neu besetzt“, sagt Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch auf Anfrage der MZ.