Kampf ums Überleben Kampf ums Überleben: So wollen sich kleine Händler in Merseburg über Wasser halten

Merseburg - „Vorsicht Buchhändler“ steht auf dem BVB-farbenen Button. Joachim Gedeon hat ihn sich in Herzhöhe an seinen Pullover gesteckt. Um seinen Hals hängt ein blauer Mundschutz, den er sich bei Bedarf über Mund und Nase zieht. Gedeon macht das, was draußen an der Eingangstür zur Buchhandlung Knittel und Gedeon steht. Er ist da. „Nur in Berlin und in Sachsen-Anhalt ist es Buchhändlern noch gestattet zu öffnen“, sagt er. Er sei selbst verwundert gewesen.
Schwierigkeiten für Buchhandlungen in der Corona-Krise
Vom Kinderbuch, Bücher über Tiere bis zum spannenden Krimi bekommt man alles bei Joachim Gedeon in der Kleinen Ritterstraße von Merseburg. Stöbern ist zwar gerade nicht so erwünscht. Aber man kann anrufen und bestellen. „Das Rausgeben der Bücher ist kein Problem. Mit dem nötigen Abstand eben“, sagt der Buchhändler.
Und auch wenn jemand etwas bestellt, was er erst besorgen muss, dann mache er das. Gerade habe ein Mann einen ganzen Stapel Bücher bestellt. Trotzdem merke auch er, dass Corona-Zeit ist. „Die Leute haben andere Probleme, als sich gerade jetzt über Bücher Gedanken zu machen.“ Wer es trotzdem tut - über den freut sich Gedeon.
Einige Geschäfte haben wegen Lieferschwierigkeiten geschlossen
Wie sehr, dass sagt ein Zettel an der Eingangstür: „Ich freue mich über jeden Kunden- und könnte ihn glatt umarmen - aber - zurzeit bitte ich höflich um etwas Abstand“. Der asiatische Imbiss schräg gegenüber hat seit Tagen geschlossen. Es gibt offenbar Lieferschwierigkeiten bei Reis, Nudeln und Ente. Der Andrang beim Döner-Imbiss ist zurückhaltend.
Mindestabstand kein Problem. Das Essen ist frisch und lecker wie sonst auch. Das das Leben gerade schwieriger ist als sonst, lässt man sich nicht anmerken. „Wir können es ja nicht ändern. Und - wir müssen uns an alles halten, damit es bald besser wird“, sagt Ferhat Emer.
Während der Pandemie nicht den Kontakt zu Kunden verlieren
Im Kreativladen „einFach - meinFach“ sind seit Tagen die Lichter aus. Keine Leute, die die Regale nach schnuckeligen Kleinigkeiten oder handgemachten Klamotten durchstöbern. Manuela Brückner-Bol will trotzdem nicht den Kontakt zu ihren Kunden verlieren. „Ich muss mich ja auch irgendwie über Wasser halten“, sagt sie. Auf einem Schreiben an der Tür dankt sie ihren Kunden für deren Unterstützung.
Unter dem Schild „Geschlossen bis 19.04.2020“ findet man einen Hinweis auf ihre Telefonnummer und die Info, dass man telefonisch bestellen kann. Sie packe die Bestellungen in Tüten und gebe sie raus. Aktuell würden viele Leute zum Beispiel nähen und deshalb Stoff bei ihr kaufen. „Wenn es nicht zu weite Wege sind, liefere ich auch aus oder verschicke das Ganze per Post.“
Unterstützung von Kunden und Landkreis für kleinere Händler
Viele Kunden hätten bereits angeboten, die Versandkosten zu übernehmen. „Aktuell packe ich zum Beispiel viele Osterpäckchen mit schönen Kleinigkeiten, die meine Kundinnen an ihre Mütter, Schwestern oder Freundinnen verschicken lassen möchten“, sagt die Kreativfrau, die noch keine Ahnung hat, ob das, was sie gerade tut zum Überleben reicht.
››Kontakt zur Buchhandlung unter Tel. 03461/21 30 02, zu „einFach - meinFach“ unter Tel. 0162/5 39 01 36. Für die Aktion des Landkreises „Heimatshoppen statt Hamstern“ sind die regionalen Unternehmen aufgerufen, sich kurzfristig per E-Mail über [email protected] anzumelden. (mz)