Investitionsstau von 1,7 Millionen Euro Investitionsstau von 1,7 Millionen Euro: Erhalt oder Abriss der Schwimmhalle Merseburg?

Merseburg - Ist die Merseburger Schwimmhalle noch zu retten? Und braucht man sie überhaupt? In der Halle herrscht ein Investitionsstau von 1,7 Millionen Euro. Die Technik ist zum Teil veraltet, und die Halle ist laut Verwaltung immer noch „inkontinent“, verliert also Wasser. Der jährliche Zuschussbedarf liege mittlerweile bei 600.000 Euro.
In den MZ-Sommerinterviews waren die im Stadtrat vertretenen Parteien ganz unterschiedlicher Meinung, was die Halle angeht. Die SPD ist für einen Neubau. Die CDU und die Linken sind für den Erhalt. Der Fraktionschef der Statt-Partei würde die Halle angesichts der attraktiven Konkurrenz in Leuna am liebsten zumachen.
Bürgermeister Bellay Gatzlaff: Keine Fördermöglichkeiten
„Wir haben untersuchen lassen, ob es Fördermöglichkeiten in irgendeiner Form gibt. Aber die gibt es nicht“, sagt Bürgermeister Bellay Gatzlaff auf Anfrage der MZ. „Allerdings hat uns am 6. August eine Information über ein Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur erreicht. Rein theoretisch könnten wir uns bewerben, aber die Anforderungen sind extrem hoch.“ Das Gesamtfördervolumen für die gesamte Bundesrepublik beträgt 100 Millionen Euro.
Gefördert werden Projekte mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen. Der Bundesanteil in Höhe von 80 Prozent könnte drei bis vier Millionen Euro betragen. „Für das Geld kriegen wir aber keine neue Schwimmhalle“, so Gatzlaff. „Außerdem muss die Bewerbung bis 31. August fertig und das Projekt bis Ende 2022 umgesetzt sein. Wer soll denn das schaffen. Man muss ja auch Zeit und Personal haben, um da mal ein bisschen Gehirnschmalz reinzustecken.“
Projekt muss von besonderer regionaler und überregionaler Bedeutung sein
Zudem müsse ein solches Projekt laut Ausschreibung von besonderer regionaler und überregionaler Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die soziale Integration und den Klimaschutz sein. Er wisse nicht, ob der Stadt dazu etwas einfalle. „Aber wir denken darüber nach.“
Um den Zuschussbedarf der Schwimmhalle zu senken, könnte die Stadt überlegen, den Betrieb der Halle an Dritte abzugeben. Der in Merseburg ansässige Trinkwasserversorger Midewa hatte zum Beispiel nach Ausschreibungen den Betrieb der Volksschwimmhalle Gräfenhainichen und der Köthener Badewelt übernommen und hier den kommunalen Zuschussbedarf senken können.
Gatzlaff: Schwimmhalle steht einer Kreisstadt gut zu Gesicht
„Man müsste sich unterhalten“, sagt Midewa-Chef Uwe Störzner, der 2011 schon mal eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für die Stadt gemacht hatte und auch Optimierungspotenzial aufgezeigt hatte. „Man könnte sich das durchaus nochmal ansehen“, sagte er der MZ. Er denke, dass die Stadt ihren Einwohner auch weiterhin eine Schwimmhalle anbieten sollte.
„Es hilft uns allerdings für die Haushaltskonsolidierung nicht, wenn nur ein bisschen gespart werden kann. Wir brauchen null Euro Zuschussbedarf“, so Gatzlaff, der sich für den Erhalt der Schwimmhalle ausspricht. „Ich denke, dass es einer Kreisstadt wie Merseburg gut zu Gesicht steht, eine Schwimmhalle zu haben.“ Aber man müsse angesichts der Finanzsituation natürlich die Ausgaben weiter senken. (mz)