1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Immer nah dran am Traumberuf

Immer nah dran am Traumberuf

Von Elke Jäger 06.02.2008, 16:57

Merseburg/MZ. - Am Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikum begann Medizinalrat Dr. Hans-Theodor Koch seine Laufbahn als Arzt; dem Haus ist er bis heute eng verbunden. Inzwischen arbeitet Sohn Thilo (40) hier, die beiden Töchter (36) wählten andere Berufe. Immer noch schaut der 73-Jährige ab und an vorbei, man kennt und schätzt ihn. Dass in absehbarer Zeit das moderne Bettenhaus komplett bezogen werden kann, hat er mit auf den Weg gebracht. Der Klinikums-Neubau war eine der ersten Entscheidungen des Kreistages Merseburg nach der Wende.

Als Hans-Theodor Koch im Jahre 1990 für die SPD in den Kreistag zog, hatte er so viel Stimmen wie sonst keiner. Der Mediziner, bekannt als der "Zuckerdoktor" von Merseburg, leitete damals die Diabetesambulanz der Kreispoliklinik mit zehn Beschäftigten, die Patienten aus dem gesamten Kreis betreute - man kannte ihn also. Letztlich waren es drei Legislaturperioden und 14 Jahre, in denen sich Koch als Mitglied des Kreistages

engagierte - die ganze Zeit als Vorsitzender des Gesundheits- und Sozialausschusses und Mitglied des Klinikumsausschusses. Dass er

nach der ersten Kreisreform 1994 (Zusammenschluss mit Querfurt) von Anbeginn an für eine Vereinigung der beiden Krankenhäuser plädierte, brachte ihm damals teilweise heftige Kritik ein. Heute wollen selbst die größten Gegner der Klinikfusion nichts mehr davon wissen.

Theodor Kochs geradlinige, energische Art, sein Bestreben, Dingen bis aufs Letzte auf den Grund zu gehen und vor Entscheidungen sämtliche Umstände penibel zu prüfen, sorgte in Kreistags- und Ausschusssitzungen so manches mal für Unmut. Das Wort vom "päpstlicher als der Papst" machte die Runde - was freilich keineswegs dazu führte, dass er Oberflächlichkeiten durchgehen ließ. Das hat natürlich mit seinem Charakter und seinem Berufsethos zu tun. Der Wahl-Merseburger wuchs in einem kleinen Ort in der Magdeburger Börde auf und finanzierte sich das Medizinstudium in Halle durch Übersetzungen von Fachtexten aus dem Spanischen und Italienischen. 1960 kam er nach Merseburg, absolvierte am Krankenhaus seine Facharztausbildung als Internist und sammelte Erfahrungen als ambulanter praktischer Arzt. Ab 1970 übernahm er die Diabetesambulanz in der Poliklinik, die am Ende eine der größten in der DDR war. Als 1990 die Polikliniken aufgelöst wurden, dachte Koch über eine private Niederlassung nach - durch das Angebot, erster Sozialamtsleiter in der Stadtverwaltung Merseburg zu werden, fiel die Entscheidung dagegen leichter.

Im Zuge von Umstrukturierungen fiel schon zwei Jahre später seine Stelle weg. Der Endfünfziger ging in den Vorruhestand. Nun hatte er endlich Zeit - zum einen für die ehrenamtliche Tätigkeit im Kreistag, zum anderen für seine große Leidenschaft, die Medizingeschichte. Damit beschäftigt er sich intensiv seit seiner Studienzeit. Ungezählte Freizeitstunden verbrachte er in Archiven und Urlaubsreisen im In- und Ausland waren fast immer auch Studienreisen. Seine Publikationen, zum Beispiel über die Geschichte der Medizin der Uni Wittenberg finden international Anerkennung und Beachtung.