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Saalekreis Idiotentest im Saalekreis: So viele Autofahrer mussten 2016 zur MPU

Von Tina Schwarz 17.01.2017, 23:00
Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt.
Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt. dpa

Merseburg/Halle (Saale) - Alkohol und Drogen am Steuer sind keine Kavaliersdelikte. Das gleiche gilt für Straftaten im Straßenverkehr oder betrunken auf das Fahrrad zu steigen. Wer erwischt wird, dem droht der Führerscheinentzug. Wer seine „Fleppe“ wiederhaben will, muss seine Fahreignung bei einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) unter Beweis stellen. Im Volksmund auch als „Idiotentest“ bezeichnet.

„Idiotentest“ im Saalekreis: Untersuchungen nach Drogendelikten werden mehr

Im Saalekreis mussten im vergangenen Jahr insgesamt 206 Autofahrer zur MPU. „70 davon wurden alkoholisiert erwischt und 92 sind anderweitig straffällig geworden oder haben acht Punkte in Flensburg gesammelt“, erzählt Helmut Menzlow, Leiter des Straßenverkehrsamts im Saalekreis.

Aufgrund von Drogenmissbrauch haben 2016 insgesamt 44 Personen den Führerschein verloren. „Der häufigste Untersuchungsanlass ist noch immer alkoholisiertes Fahren, aber mit deutlich rückläufiger Tendenz. Die Zahl der Begutachtungen wegen Drogendelikten steigt hingegen an“, sagt Ulrike Andrae, Verkehrspsychologin bei der Dekra in Halle.

„Idiotentests“ rückläufig - Kontrolliert die Polizei weniger?

„Laut Statistik sinkt seit ein paar Jahren die Gesamtanzahl der MPUs in Deutschland“, sagt Andrae. So waren es 2012 noch 94.000, 2015 nur noch 91.000 Vorfälle.

Ausschlaggebender Grund ist für die Psychologin aber nicht allein die Absenkung der Promillegrenze für Fahranfänger oder die Punktereform. „Ich glaube, dass die Autofahrer einfach weniger von der Polizei kontrolliert werden“, so Andrae weiter.

Warum die MPU im Volksmund „Idiotentest“ heißt

Im Volksmund wird die MPU auch als „Idiotentest“ bezeichnet. „Doch mit Idioten hat das nichts zu tun“, sagt Menzlow. Warum diese so genannt wird, weiß Andrae: „Das liegt an ihrer Geschichte. Ursprünglich war der Test für Personen gedacht, die beim Erwerb der Fahrerlaubnis mehrmals an der Theorie- und Praxisprüfung gescheitert sind.“

Doch dieser Untersuchungsanlass sei sehr selten. Nicht mal ein Prozent musste im letzten Jahr aus diesem Grund zum sogenannten „Idiotentest“. Der Name aber und sein Ruf sind geblieben.

Verbreiteter Irrglaube: Beim „Idiotentest“ fällt man immer einmal durch.

„Die MPU wird von vielen als lästige Maßnahme empfunden“, erzählt Menzlow. „Doch es geht nicht darum, jemandem dauerhaft den Führerschein wegzunehmen, sondern die Person und andere Verkehrsteilnehmer zu schützen.“ Ulrike Andrae sieht das ähnlich: „Man sollte die MPU als Chance sehen, neu anzufangen und sein Problem in den Griff zu bekommen.“

In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht der Glaube, dass man bei der MPU immer einmal durchfällt. „Das stimmt nicht“, sagt Menzlow. „Unsere Besteherquote liegt zwischen 65 und 70 Prozent und liegt damit im Bundesdurchschnitt.“

MPU: So läuft der „Idiotentest“ ab

Um die Fahreignung nachzuweisen, muss ein Test gemacht werden. „Dieser besteht aus unterschiedlichen Bestandteilen und dauert ein paar Stunden“, erklärt Andrae. Ein Arzt prüft unter anderem den Gesundheitszustand des Autofahrers, ein Psychologe führt mit diesem ein Gespräch.

Personen, die wegen Drogen- oder Alkoholmissbrauch die Fahrerlaubnis entzogen wurde, müssen zusätzlich einen Abstinenznachweis erbringen. Nach der Untersuchung wird in einem Gutachten eine Verhaltensprognose gestellt. Auf dieser Grundlage kann die Fahrerlaubnisbehörde die Entscheidung über die Erteilung der Fahrerlaubnis treffen.

Im Saalekreis gibt es keine Begutachtungsstelle. Für den Raum Halle/Leipzig sind das die Dekra, Tüv Nord, Tüv Süd, Tüv Thüringen und die Pima. Im Saalekreis gibt es jedoch die Möglichkeit, an Vorbereitungskursen teilzunehmen. (mz)

Die Anzahl der alkoholisierten Autofahrer ist gesunken.
Die Anzahl der alkoholisierten Autofahrer ist gesunken.
dpa