Hochzeit bei Familie Bach
Merseburg/MZ. - Geladen hatte die Merseburger Hofmusik mit Solisten und dem Collegium Vocale zum "Hochzeitsfest bei Familie Bach". Domorganist Michael Schönheit hatte ein Konzert zusammengestellt, das mit Dom, Kreuzgang und Kapitelhof ideale Spielstätten für die Musik der großen Bachfamilie bot und wie im Programm versprochen "einen vergnüglichen Nachmittag" bereitete.
Die vermutlich 1708 entstandene Kantate "Der Herr denket an uns" (BWV 196) von Johann Sebastian Bach erklang zum Abschluss des ersten Teils im Dom und ist eine der Bachschen Trauungskantaten. Die brillant agierende Hofmusik traf den festlichen Gestus punktgenau und erwies sich sich einmal mehr als ein Spitzenensemble für historische Aufführungspraxis.
Auch ein reizvolleres Ambiente mit weit über 100 Kaffeegästen im romantischen Kreuzgang an festlich gedeckten Tafeln zu Bachs "Kaffekantate" war nur schwer vorstellbar. Als der Erzähler sein "Schweigt stille, plaudert nicht ..." in die Runde sang, verstummte tatsächlich jeder Kaffeeplausch und Vater Schlendrian (ein stimmlich hervorragender Dirk Schmidt) begann seine vergeblichen Bemühungen, seiner Tochter Lieschen das "Coffee trinken" zu verbieten.
Dieses war zur Entstehungszeit der Kantate (1733) gerade in Leipzig groß in Mode gekommen. Natürlich schafft der Vater das nicht, und das vergnügliche Schlussterzett "Die Katze lässt das Mausen nicht" vereinte alle Solisten in beschwingter Eintracht. Constanze Backes (Sopran) gab eine listenreiche Tochter, die mit ihrer klaren Stimmgebung nicht nur hier überzeugte.
Nach dem Kaffeetrinken wurde der Kapitelhof zur Bühne eines musikalischen Vergnügens besonderer Art. Johann Kuhnaus (Bachs Vorgänger im Amt des Leipziger Thomaskantors) "Suonata terza - Jacobs Heyrat" stammt aus den musikalischen Vorstellungen einiger biblischer Historien und ist fast ein Melodram. Peter Ramm gestaltete den Text äußerst wirkungsvoll und vergnüglich, und Michael Schönheit erwies sich einmal mehr als exzellenter Cembalist, der die Sonate Kuhnaus mit allen lyrischen und dramatischen Sequenzen virtuos umsetzte.
Bachs "Hochzeitsquodlibet" und schließlich Johann Christoph Bachs Kantate "Meine Freundin, du bist schön" bildeten den Schluss des Hochzeitsfestes bei den Bachs. Als der Bass seine Arie "Esset meine Lieben, und trinket, meine Freunde" sang, da wehte bereits der Bratwurstduft vom Grill herüber, die Weinflaschen wurden entkorkt und der Beifall wollte fast nicht enden.