Hochwasser Saalekreis Hochwasser Saalekreis: Ringen um Zentimeter

Schkopau/Bad Dürrenberg/Leuna/MZ - Im Saalekreis spitzt sich die Hochwassersituation weiter zu. Gestern kämpften zahlreiche Helfer an vielen Orten gegen das steigende Wasser. Allerdings war die Lage gestern Abend nicht so dramatisch wie im benachbarten Burgenlandkreis oder in Halle. Dennoch ist Lage besonders in der Gemeinde Schkopau und an mehreren Orten entlang der Saale kritisch.
Eigeninitiative gefragt
Viele Bewohner schützen sich selbst gegen eine drohende Überflutung ihrer Häuser und Grundstücke. In Döllnitz verschärfte sich die Lage weiter, nachdem dort bereits am Sonntag Straßen unter Wasser standen. Hinter den Häusern in der Regensburger Straße verläuft dort ein Deich, der gestern Nachmittag bereits stark aufgeweicht war. „Wenn hier das Wasser durchkommt, laufen die Häuser voll“, so Uwe Dannowski, der stellvertretende Gemeindewehrleiter von Schkopau. Fast 50 Helfer bildeten eine Menschenkette, um den Deich mit Sandsäcken zu erhöhen und seitlich zu stabilisieren. Ein weiteres Problem in Döllnitz: Eine Pumpstation für Abwasser ist ausgefallen, die Kanalisation vollgelaufen. Mehrere mobile Toiletten dienen den Anwohnern der Gosestraße nun als Ersatz.
Evakuierung vorerst verschoben
Um derartiges zu verhindern, wurden auch in vielen anderen Orten Gullideckel verschlossen. Im Bad Dürrenberger Ortsteil Vesta legten Anwohner aus Sorge um ihr Hab und Gut selbst Hand an und legten Planen über die Abwasserschächte. „Wir wurden auch aufgefordert, unsere Autos in höher gelegene Ortsteile in Sicherheit zu bringen“, erzählt Bianka Lindert. Gestern Abend meldete dann der Einsatzstab des Landkreises, dass das Dorf vorerst nicht wie befürchtet evakuiert werden muss. Der nahe gelegene Deich sei durch Sandsäcke erhöht und stabilisiert worden. Noch halte er den Flut stand.
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In Bad Dürrenberg kämpft unterdessen Hubert Pache gemeinsam mit Freunden seit Sonntag gegen das Wasser des Ellerbaches und fühlt sich etwas im Stich gelassen: „Wir bräuchten hier viel mehr Sandsäcke, vielleicht bekommen wir von der Stadt noch ein paar“, sagte er im überfluteten Garten seines Hauses. Mit Planen versuchten sie derweil, das Schlimmste zu verhindern.
In Kirchfährendorf pumpten Bewohner das durch den Deich drückende Wasser zurück auf die Straße. „Wir sind Hochwasser hier ja gewohnt, allerdings nicht zu dieser Jahreszeit“, meinte ein Anwohner der Kichfährendorfer Straße. Am Nachmittag musste die Straße aber dennoch gesperrt werden - das Wasser stand dort zu hoch.
Lohnenswerte Investitionen
Auch in Leuna gibt es mehrere kritische Stellen. Besonders der Saaledamm in Kröllwitz und der Zustand des Speichers Schladebach macht den Feuerwehrleuten zu schaffen. Die kleine Talsperre ist voll gelaufen. Das Wasser schießt durch einen Überlauf in Richtung Wüsteneutzsch. „Wir haben hier jetzt einen Gebirgsbach vor der Tür“, so Peter Engel, Ortsbürgermeister von Kreypau. Derweil wird die Ortslage Wüsteneutzsch für den Verkehr gesperrt. Das erst kürzlich von der Stadt Leuna gekaufte Dammsystem soll dort das Schlimmste verhindern. Die mit Wasser gefüllten großen Schläuche sind schnell aufgepumpt und lenken das heranströmende Wasser um. „Diese Investition hat sich auf jeden Fall gelohnt“ , sagte der 29-jährige Marcus Heller. Er ist der Kreypauer Ortswehrleiter und meinte: „Wir sind diesmal gut auf das Hochwasser vorbereitet. Die Kameraden sind ausgebildet und wir haben ausreichend Technik zur Verfügung“. In Leuna seien auch noch genügend Sandsäcke auf Lager, so Heller. Zumindest vorerst - die Lage bleibt angespannt.
