Hochwasser in Merseburg Hochwasser in Merseburg: Wegen Saaleflut sagt die Stadt das Schlossfest ab

Merseburg/MZ - Die Entscheidung hatte sich angedeutet, und am Abend ist sie gefallen. Angesichts der Hochwassersituation in Merseburg wie im Umland wird das traditionelle Schlossfest (7. bis 9. Juni) ausfallen. „Wir können nicht feiern, wenn Mitarbeiter der Stadt und die Feuerwehren gegen die Fluten kämpfen“, sagte Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU), der sich am Brennpunkt Werderstraße mit Mitgliedern des Stadtrates und der Verwaltung traf. Eines der größten Volksfeste der Region wird ersatzlos gestrichen. „Es gibt keinen Ausweichtermin. Wir versuchen, die Künstler für nächstes Jahr wieder zu verpflichten“, erklärte Kulturamtsleiter Michael George. Zustimmung kam aus allen Fraktionen. „Diese Entscheidung ist ein eindeutiges Signal, für das die Menschen sicher Verständnis haben“, meinte der Kulturausschussvorsitzende Hans-Hubert Werner (CDU).
Zuvor hatten sich am Nachmittag im Überflutungsgebiet dramatische Szenen abgespielt. Über Facebook sendete die Hundepension auf dem Werder, der derzeit eine Insel ist, ein Notsignal. Und zahlreiche Tierschützer, vor allem Jugendliche, kamen. 32 Tiere drohten angeblich, zu ertrinken. Eine Evakuierung sei notwendig, weil ein Großteil der Anlage unter Wasser stehe. „Ich habe beim Landkreis um Hilfe gebeten. Es ist aber nichts passiert“, sagte Elke Fröhlich, Vorsitzende des Tierschutzvereins Merseburg-Querfurt. Ein Hilferuf erreichte indes die Rettungshundestaffel aus Sachsen-Nord. Der Verein mobilisierte die Feuerwehr Markkleeberg. Die rückte prompt mit einem Schlauchboot an. „Bis zu diesem Moment wussten wir nichts von Problemen auf dem Werder“, ärgerte sich der Merseburger Feuerwehrwehrchef Ingo Triller: „Mit dem Boot den Werder erreichen zu wollen, ist lebensgefährlich. Wenn es ginge, würden wir es selbst tun. Die Strömung ist allerdings zu stark“, sagte er. Einzige Verbindung sei eine landwirtschaftliche Maschine mit genügend Bodenfreiheit. Die Kollegen aus Sachsen fuhren daraufhin wieder heim.
Ein paar junge Leute probierten es trotzdem per Boot. Weit kamen sie nicht und drehten wieder um. „Sie hatten großes Glück. Das war extrem leichtsinnig“, schimpfte Stadtwehrleiter Dirk Grötzsch, der sich die Aktivisten vorknöpfte.
Der Feuerwehr gelang es schließlich, mit den Verantwortlichen des Tierheims und den Vertreterinnen der Rettungshundestaffel eine Lösung zu finden. Die Hunde werden an Bäumen auf der Insel angebunden. „Das ist für einige Tage akzeptabel“, sagte Susann Markwardt aus Leipzig. Warum das Tierheim nicht bereits evakuiert worden ist, als die Hochwasserwarnung kam, erklärte Elke Fröhlich so: „Keiner wusste, wie schlimm es wird.“
Unterdessen konzentrierte sich die Feuerwehr weiter auf einen provisorischen Sandsackdeich entlang der Bundesstraße 181. In Fahrtrichtung Leipzig hat die Saale die Fahrbahn zum Teil 35 Zentimeter hoch überspült. Weil das Wasser durch die Sandsäcke sickerte, stapelten die Einsatzkräfte auf der anderen Seite der Mittelleitplanke einen weiteren Schutzwall. Mit aller Macht soll verhindert werden, dass das Wasser den Neumarkt erreicht. Die Bundesstraße blieb in dem Bereich die Nacht über voll gesperrt. In der überfluteten Werder- und der Krautstraße wurde den Grundstücken der Strom abgestellt.