Hochwasser im Saalekreis Hochwasser im Saalekreis: Nicht nur ein Bad säuft ab

Merseburg/MZ - In den vergangenen Tagen machte der Spruch vom Glück im Unglück die Runde. Sieht man den ganzen Saalekreis, dann hat das Hochwasser weit weniger Schäden angerichtet als anderenorts. Dennoch hat es auch südlich von Halle einige Orte hart getroffen. „Einen vollständigen Überblick über alle Schäden haben wir noch nicht. Deshalb kann man auch nicht über die Schadenshöhe spekulieren“, sagt Landrat Frank Bannert (CDU). Er spricht aber auch von verheerenden Verwüstungen. Die Schäden könnten sich durchaus auf eine zweistellige Millionensumme addieren - blickt man auf das private, kommunale und gewerbliche Eigentum, das vom Hochwasser betroffen ist. In einer ersten Zwischenbilanz zeigt die MZ einige Brennpunkte.
Hohenweiden: Es ist die Flut nach der Flut, die zahlreiche Grundstücke bedroht, auch in Hohenweiden. Dort wird ebenfalls ein dramatischer Anstieg des Druckwassers festgestellt. So ist der Wasserstand der Kiesgrube seit Dienstag um 94 Zentimeter geklettert. Der See hat bereits die Wasserskianlage überspült - mit noch nicht abschätzbaren Folgen. „So etwas haben wir noch nicht erlebt. Wir tun alles, damit das Wasser nicht die technischen Anlagen und die Elektrik zerstört“, sagte am Sonntag Andreas Krüger, dessen Schwester das Sportzentrum führt. Acht Pumpen befördern die Flut aus der Gaststätte zurück in Richtung See - ein schier aussichtsloser Kampf. Von der Wasserwehr habe er bislang keine Hilfe bekommen.
"Wir werden deshalb Geduld brauchen"
Zum steigenden Grundwasser gesellte sich auch Flutwasser aus der Saale. Das war bei Benkendorf über den Deich und von dort Richtung Hohenweiden gelaufen, berichtete Bernhard Riesner von der Wasserwehr Schkopau. „Die Schwachstelle ist zu spät bemerkt worden. Und was Herr Krüger sagt, stimmt so nicht. Wir lassen niemanden in Stich“, so Riesner. Allerdings benötige man eine generelle Lösung, weil mehrere Grundstücke betroffen seien. Die wurde am Nachmittag gefunden. So wurde bei Benkendorf ein Schieber geöffnet, damit das Wasser in Richtung Aue abfließen kann. „Das passiert aber nur sehr langsam, wir werden deshalb Geduld brauchen“, so Riesner.
Merseburg: Zum vierten Mal seit 1994 hat es den Bereich Werderstraße/Krautstraße voll getroffen. Die beiden Gartenanlagen „Saalestrand“ und „Ludwigsland“ mit zusammen 108 Parzellen wurden vom Hochwasser schwer zugerichtet. „Über das Ausmaß der Schäden kann ich heute noch nichts sagen. Wir beginnen mit dem Aufräumen, sobald es wieder halbwegs möglich ist“, sagte Rudi Wangemann vom „Saalestrand“-Verein. Noch steht das Wasser stellenweise über einen Meter hoch in den Gärten. Betroffen sind auch die Wohnhäuser in der Werder- und der Krautstraße. Einige Besitzer bleiben auf den Kosten sitzen. „Nach dem Hochwasser 2002 hat uns die Versicherung die Police gekündigt“, sagte Anwohner Olaf Necke.
Waldbad Leuna: Die Fluten der Saale haben das beliebte Freibad nicht verschont. Unklar ist momentan, was die Stadt erwartet, wenn sich das Hochwasser zurückzieht. Vor einigen Jahren war das Bad für eine Millionensumme saniert worden. Ist die Technik hinüber, könnten die Reparaturkosten explodieren. Von einigen hunderttausend Euro bis hin zu Summen im Millionenbereich kann derzeit nichts ausgeschlossen werden. Viel schlimmer: Wann das Bad wieder öffnen kann, weiß keiner. Das Waldbad zieht Gäste auch aus Merseburg an. Viele Kinder und Jugendliche fahren mit der Straßenbahn oder dem Fahrrad nach Leuna. Sie müssten jetzt wie die Erwachsenen in Richtung Halle, Bad Lauchstädt oder zum Geiseltalsee ausweichen.
"Hätte der Landrat den Katastrophenfall ausgelöst, wäre die Logistik besser gewesen"
Döllnitz: Das Domizil des Heimatvereins ist vorerst nicht mehr nutzbar. Damit hat Döllnitz auch die einzige Begegnungsstätte für die Bewohner des Ortes verloren. „Der Fußboden muss raus. Ich befürchte, dass zudem die Fundamente etwas abbekommen haben“, berichtete Ortsbürgermeister Günter Sachse (SPD). Nach seinen Angaben sind bis zu 50 Haushalte vom Hochwasser der Weißen Elster betroffen. „Als Konsequenz muss der Damm auf den noch fehlenden 200 Metern unbedingt gebaut werden. Auch ist es notwendig, die Kläranlage zu schützen“, erklärte Sachse. Kritik übte er am Krisenmanagement der Behörden. „Unsere Bürger sind enttäuscht, dass sie nur sehr schleppend Hilfe bekommen haben.“ Einmal hätten Sandsäcke gefehlt, dann habe man sich selbst darum kümmern müssen, genügend mobile Toiletten zu besorgen. „Hätte der Landrat den Katastrophenfall ausgelöst, wäre die Logistik besser gewesen“, ist Sachse überzeugt. Über die Konsequenzen müsse man im Nachgang reden.
Trebnitz: Die Brücke über die Alte Saale ist abrissreif, hat Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) bereits berichtet. Den Schaden bezifferte er auf bis zu 300 000 Euro. Befürchtet werden auch Schäden an der städtischen Infrastruktur wie der Werderstraße sowie am Radweg in Richtung Meuschau. Zudem ist in einigen Stadtteilen das Druckwasser ein Problem.
Kostenfreie Sperrmüllentsorgung
Der Saalekreis übernimmt in den betroffenen Hochwasserregionen kostenfrei die Entsorgung des Sperrmülls. Die Gemeinden werden über entsprechende Details zur Entsorgung informiert. Die Abholung wird je nach Region zwischen 12. und 14. Juni erfolgen. Haushalte können die entsprechenden Termine und Routen über ihre Gemeinden abrufen. Die Haushalte werden lediglich darum gebeten, nach Sperrmüll, Elektroschrott und sonstigen Schadstoffen (bsp. Farbeimer) zu sortieren.
Bannert sagt Dankeschön
Saale-Kreislandrat Frank Bannert will sich mit einer großen Dankeschön-Veranstaltung bei den zahlreichen Einsatzkräften und Helfern für ihr Engagement bedanken. „Sie haben Großartiges geleistet.“ Der Termin steht noch nicht fest. Als Ort kommt das Ufer des Geiseltalsees in Frage.