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Überraschender Wechsel Hochschule Merseburg: Kanzler Ulrich Müller geht überraschend

Von Robert Briest 23.10.2017, 12:27
Abfahrt gen Bingen: Kanzler Müller verlässt die Hochschule Merseburg.
Abfahrt gen Bingen: Kanzler Müller verlässt die Hochschule Merseburg. Peter Wölk

Merseburg - Kanzlerstellen sind rar in Deutschland. In der Politik gibt es bekanntlich nur eine. Doch auch in der Fachhochschullandschaft sind sie für Suchende ein knappes Gut. Denn bundesweit gibt es nur knapp über 200 dieser Bildungseinrichtungen und die Stellen werden auf acht Jahre vergeben. So wollte sich Ulrich Müller, bisher Kanzler der Hochschule Merseburg, trotz laufenden Vertrags die Chance nicht entgehen lassen, als die Technische Hochschule Bingen einen neuen Kanzler suchte.

Schließlich liegt Bingen Nahe Mainz und damit auch deutlich näher an Müllers Heimat Siegen, wo seine Frau und zwei Kinder wohnen, als Merseburg. „Diese Heimatnähe ist wir wichtig“, begründet Müller daher seinen für Außenstehende unerwarteten Wechsel zum Ende der vergangenen Woche.

Unerwarteter Abgang von der Hochschule Merseburg: Kanzler Ulrich Müller hat deutliche Spuren hinterlassen

Unerwartet kam Müllers Abgang nicht nur, weil er noch für fünf Jahre Vertrag in Merseburg hat, sondern auch weil es hier gut lief, er auf dem Campus nach nur drei Jahren im Amt bereits deutliche Spuren hinterlassen hat, etwa mit dem Haus der Studierenden oder auch dem HoMe-Express, der pendelnde Studenten kostenlos aus und nach Leipzig befördert.

Rektor Jörg Kirbs nennt Müllers Wechsel deshalb einen Verlust für die Hochschule, auch wenn er ihn menschlich nachvollziehen könne: „Ulrich Müller hat hervorragende Arbeit geleistet. Er hat viele moderne Elemente in die Verwaltung reingebracht. Und wenn Sie sehen, wie sehr sich der Campus verändert hat, das geht großteils auf Herrn Müllern zurück“, preist Kirbs und verweist etwa auf die neuen Sportanlagen.

Abgang von der Hochschule Merseburg: Kanzler Ulrich Müller geht mit „zwei weinenden Augen“

Die Chemie zwischen Kanzler und Rektorat scheint gestimmt zu haben, das betont auch Müller. Er gehe mit „zwei weinenden Augen“, wegen der kollegialen Mitarbeiter, die er verlässt, und den Gestaltungsmöglichkeiten, die ihm die Hochschule Merseburg während seiner Amtszeit bot. Diese Möglichkeit des Prägens liebe er an seinem zeitaufwendigen Job, weswegen er unbedingt eine Stelle als Kanzler gesucht habe: „Kanzler ist man aus Passion.“

Für seine Zeit in Merseburg zieht der 42-Jährige eine positive Bilanz. Finanziell sei es gelungen, den Haushalt zu konsolidieren, ja sogar Rücklagen anzusparen – ohne dabei auf Hochschulpaktmittel zurückgreifen zu müssen. „Das Geld können wir nutzen, um die Attraktivität für Studierende zu erhöhen.“ Dieses Mehr an Attraktivität des Campus’, um Merseburg im Ringen um Schulabgänger einen Vorteil zu verschaffen, war ein Leitmotiv in Müllers kurzer Amtszeit.

Pläne für die Hochschule Merseburg: Wohnen auf dem Campus

Fertig geworden ist er damit nicht. „Wir haben einen Masterplan angestoßen mit fünf Schritten für die nächsten zehn Jahre“, berichtet Müller. Der soll noch in diesem Semester vom Senat beraten werden.

Der Plan sieht etwa vor, den Autoverkehr stärker aus dem Campusgelände herauszuhalten. Auf diesem sollen dafür weitere Aufenthaltsorte für Studenten entstehen. „Der Campus soll auch stärker zum Wohncampus werden, denn es gibt in Merseburg zu wenig Wohnungen für Studierende“, gibt der abgetretene Kanzler Einblicke in den Masterplan, der auch eine neue Sporthalle umfasst.

Umsetzen kann Müller das Papier selbst nun nicht mehr. Das müsste ein Nachfolger übernehmen, den eine Findungskommission der Hochschule in den nächsten Monaten suchen soll. (mz)