Hemmschwellen gesunken Hemmschwellen gesunken: Jobcenter wegen massiver Drohungen besorgt

Merseburg - Es sind Androhungen, wie „den Laden in die Luft zu sprengen“, „eine Bombe platzen zu lassen“ oder eine „Waffe nehmen, ihr Dreckschweine, und alle umlegen“, die dem Leiter des Jobcenters Gert Kuhnert Sorgenfalten auf die Stirn treiben. „Die Drohungen haben in den vergangenen Monaten massiv zugenommen“, so Kuhnert. 26 dieser Fälle wurden seit September vergangenen Jahres im Eigenbetrieb für Arbeit in Merseburg gezählt.
Drohungen: Immer häufiger Polizeieinsätze im Jobcenter Merseburg
Erst seit September habe das Jobcenter angefangen, explizit darüber Buch zu führen. „Erhoben haben wir Beschwerden auch vorher, aber wir reden jetzt von massiven verbalen Attacken und Drohungen, die zum Teil auch Polizeieinsätze forderten“, sagt Kuhnert. Auch letztere hätten massiv zugenommen.
Immer häufiger müssten Beamten hinzugerufen werden. Es sei kein Trend, der sich ausschließlich im Saalekreis widerspiegele. Vielmehr sei er bundesweit bemerkt worden. Zunehmend wird das Jobcenter zum „Prellbock für gesellschaftliche und persönliche Probleme“, so Kuhnert. Vor allem nach der Landtagswahl und den damit verbundenen politischen Verschiebungen habe man das zu spüren bekommen. „Die Hemmschwellen sind deutlich gesunken.“
Chef des Jobcenters Merseburg: „Wir bringen alles zur Anzeige.“
Für solche Fälle habe sich das Jobcenter nun auch im Arbeitsalltag einstellen müssen. „Wir bringen alles zur Anzeige“, so Kuhnert bestimmt.
Das ist eine Frage des Schutzes für seine Mitarbeiter und gleichzeitig ein klares Signal an jene, die sich daneben benehmen. In entsprechenden Fällen wird den Kunden auch Hausverbot erteilt. „Sie dürfen dann nur noch nach Aufforderung kommen“, sagt Kuhnert.
Gleichzeitig würden für diese Termine entsprechende Vorkehrungen beispielsweise mit dem Sicherheitsdienst getroffen. Darüber hinaus habe die Behörde auch den Kontakt zur Polizei gesucht. Die haben die Mitarbeiter geschult, habe Szenarios durchgespielt.
Auch die Polizei richtet sich auf Vorfälle wie in Merseburgs Jobcenter ein
„Wir führen aber auch eine sogenannte Gefährderansprachen durch“, erklärt Jürgen Müller, Sprecher des Polizeireviers Saalekreis. Aus Erfahrung weiß er, dass sich in vielen Fällen das Problem auflöse. Die Betroffenen seien in Rage gewesen, oft hätten sie es nicht so gemeint. „Ziel dieser Ansprache ist es, ihnen zu zeigen, dass sie sich nicht in einer Anonymität bewegen und dass ihr Handeln strafrechtlichen Konsequenzen haben kann.“
Ob die Zahl dieser Ansprachen zugenommen hätte, lasse sich schwer sagen. „Sie nimmt zu, wenn mehr Anzeigen erstattet werden. Die Frage bleibt aber, ob es deshalb mehr Fälle gibt.“
Bombendrohung gegenüber Jobcenter, Arbeitsagentur und Amtsgericht von einer anderen Dimension
Die Bombendrohung, die am Freitag unter anderem Jobcenter, Arbeitsagentur und Amtsgericht lahmgelegt hat, war jedoch eine andere Dimension, wie Kuhnert sagt. Allein aus dem Gebäude von Jobcenter und Arbeitsagentur wurden 270 Menschen in Sicherheit gebracht, im Amtsgericht noch einmal 70 Personen.
Nach dem Spürhunde bis zum frühen Nachmittag alles abgesucht hatten, war klar, dass es bei der Drohung geblieben ist. Neue Erkenntnisse zum Anrufer gebe es derzeit noch nicht, so Polizeisprecher Müller. Dem Anrufer drohe jedoch wegen Störung des öffentlichen Friedens mit Androhung einer Straftat eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. (mz)