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Heimatgeschichte Heimatgeschichte: Firma darf Namen des Gründers nicht führen

Von Bernhard Wiegand 02.01.2004, 21:06

Merseburg/MZ. - Die Geschichte der Merseburger Familie Wiegand (Maschinenfabrik) steht fast symbolisch für die industrielle Entwicklung der Dom- und Saalestadt. Der unternehmerische Weg der Familie hat vielfältige Facetten. Bernhard Wiegand, Nachfahre der Firmengründer und heute auch in Merseburg aktiv als Grundstücksverwalter, hat aus alten Unterlagen sowie Gesprächen mit Zeitzeugen die unternehmerische Geschichte seiner Familie zusammen getragen. Auszugsweise veröffentlichte sie die MZ in Fortsetzungen.

Teil 10 endete mit der Schließung des Betriebes zum 31. Dezember 1997 und dem Abriss der Gebäude.

Ein echte fachliche Begründung für die Schließung gab es nicht. Da damals die SED auf den wirtschaftlichen Werdegang aller Industrien einen direkten Einfluss nahm, konnte auch der Widerspruch von Herrn Wolf als parteiloser Geschäftsführer bei den örtlichen Behörden von Merseburg gegen die Stilllegung der Lederfabrik nichts mehr bewirken. Damit endet die Geschichte der Firma Otto Wiegand Lederfabrik, die 103 Jahre alt wurde. Die Geschichte der Maschinenfabrik Wilhelm Wiegand ging jedoch weiter.

Nach der politischen Wende im Jahr 1990 sorgte Eberhard Schröder, der bei der Imo Merseburg Abteilungsleiter gewesen war, dass die Maschinenfabrik ausgegliedert und wieder zu einem selbstständigen Betrieb mit Namen "Apparatebau Merseburg GmbH" gemacht wurde. Seit der Reprivatisierung des Betriebes im Juli 1994 firmiert die Maschinenfabrik nun unter "ANA-Verfahrenstechnik GmbH". Wiegand-Gesellschafter gibt es in der GmbH nicht mehr. Jedoch befindet sich das Grundvermögen wieder im Besitz von Nachkommen aus den Familien Wilhelm und Paul Wiegand, nämlich Bernhard und Eberhard Wiegand. Den Namen seines Firmengründers darf die Merseburger Firma nicht mehr führen, da die Staatsorgane der DDR ihn mit der Verstaatlichung gelöscht haben, und im Westen nun das Konkurrenzunternehmen den Namen Wiegand trägt. Das westdeutsche Unternehmen, das 1948 als "Wiegand Apparatebau GmbH" gegründet worden war, entwickelte sich unter den beiden Söhnen Wilhelms Joachim und Erich Wiegand zu einer beachtlichen Größe von Weltgeltung mit zahlreichen Tochtergesellschaften, Lizenznehmern und Vertretern. Die Firma wurde später umbenannt in "Wiegand Karlsruhe GmbH" und ab 1984 in den Konzern GEA eingegliedert. Es firmiert jetzt unter dem Namen GEA Wiegand GmbH und steht heute - welche Tragik - mit dem Merseburger Unternehmen im Wettbewerb.