Heilige Barbara schützt die Mineure
KALZENDORF/MZ. - Mittwoch wurde am Nordportal des künftigen Osterbergtunnels bei Kalzendorf Tunnelanschlag (ähnlich dem Ersten Spatenstich) gefeiert. Das Bauwerk ist Teil der Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt-Leipzig / Halle-Berlin, über die ab 2017 die ICE-Züge der Deutschen Bahn teilweise mit bis zu 300 Stundenkilometern Geschwindigkeit brausen werden. Von Halle nach Erfurt ist man dann zum Beispiel nur noch 31 Minuten unterwegs, und von München nach Berlin kommt man in vier Stunden.
Die beiden Röhren des Osterbergtunnels haben nun seit Mittwochmittag einen Namen. Die Südröhre heißt Christine-Tunnel, die Nord-Röhre schmückt das Schild mit dem Namen Petra-Tunnel. Das sind die Vornamen der beiden Tunnelpatinnen, die nach altem Glauben während des Tunnelbaus als Vertreterinnen der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Mineure (Tunnelbauer), darüber wachen, dass der Weg durch den Berg glücklich verläuft.
Hinter dem Vornamen Petra verbirgt sich die Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalts, Petra Wernicke. Christine ist der Vorname der Ehefrau des Saalekreis-Landrates Frank Bannert (CDU). Die beiden Patinnen haben unter Anleitung und Aufsicht der Sprengmeister Mario Neisser und Harald Heusserer, die aus der Steiermark stammen, und hautnah beobachtet von Presse, Funk und Fernsehen direkt vor den beiden Tunnelröhren eine Sprengung ausgelöst, die an diesem Tag jedoch nur noch symbolischen Charakter hatte. Denn der Petra-Tunnel ist bereits 150 Meter weit in den Osterberg getrieben. Und auch der Christine-Tunnel ist schon etwa 80 Meter lang.
Während die Bauleute, die Patinnen und die beiden Pfarrer Gerhard Oppelt und Jürgen Pillwitz (sie hatten zuvor eine ökumenische Andacht gehalten und die Barbara-Figuren gesegnet) sowie die Medienvertreter direkt vor den Röhren standen, um die Sprengung zu erleben, sahen zahlreiche Schaulustige von oben zu. Auch Frank Bannert durfte nur von weitem zusehen, wie seine Ehefrau im Anschluss an die Sprengung mit den Mineuren auf den gelungenen Anschlag traditionsgemäß anstieß. Zuvor hatte er versichert, sie ordnungsgemäß darauf hingewiesen zu haben, da unten auch den richtigen Knopf zu drücken. "Wir haben ja jetzt hier in den Baubaracken unsere Ausrüstung liegen. Die werden wir sicherlich hin und wieder überstreifen, um uns vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen", erklärte Christine Bannert. Sie sei stolz, Tunnelpatin zu sein. "Wir kennen uns aus mit Patinnen. Jeder Besuch freut uns. Und wenn sie dann noch etwas zum Essen und Trinken für die Tunnelbauer dabei haben, sind sie noch einmal so willkommen", gab Kurt Joham als Vertreter der Arge und der am Bau beteiligten Firma Porr aus Wien den beiden Frauen mit auf den Heimweg.