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Handwerk in Döllnitz Handwerk in Döllnitz: Wassermühle wurde als Modell nachgebaut

Von UNDINE FREYBERG 14.05.2013, 17:22
Erbauer Günter Beinert mit Jochen Malberg vom Heimatverein neben dem fertigen Nachbau.
Erbauer Günter Beinert mit Jochen Malberg vom Heimatverein neben dem fertigen Nachbau. PETER WÖLK Lizenz

DÖLLNITZ/MZ - „Mit zwölf Mann mussten wir den Nachbau der alten Wassermühle schleppen, sonst wäre er nie auf den geplanten Platz gekommen“, erinnert sich Jochen Malberg, der Chef des Döllnitzer Heimatvereins. Jetzt kann die Mühle im Kleinformat jeder bewundern, der den Döllnitzer Kulturgarten besucht. Fast 750 Kilogramm wiegt das Mini-Gebäude, das beinahe wie ein feudales Puppenhaus aussieht. Gebaut hat es kein geringerer als Günter Beinert aus Gerbstedt.

So manchem dürfte der 79-Jährige bekannt sein, denn er hat nicht nur seiner Heimatstadt 36 Nachbauten deutscher Schlösser und Burgen beschert, auch außerhalb von Gerbstedt gibt es einige Beinertsche Burgen - zum Beispiel in Ammendorf, wo Heimatvereinsmitglied Alfred Gierz lebt. Und der kommt ursprünglich auch aus Gerbstedt. Bei einer Geburtstagsfeier wurde dann die Idee geboren, die Kurfürstliche Öl- und Malmühle nachbauen zu lassen. Der Kontakt zu Günter Beinert war schnell hergestellt, und der Gerbstedter sagte zu, den Bau zu übernehmen.

„Ich habe seit 1949 mehr als 100 Schlösser und Burgen originalgetreu nachgebaut“, erzählt der 79-Jährige, der gelernter Maurer ist und bis zur Pensionierung als Fliesenleger gearbeitet hat. „Und immer wenn ich etwas anfange, bleibt diese Spannung. Wird es genauso, wie ich es mir vorgenommen habe? Werden es die Leute wiedererkennen?“ Beinert liebt es, auf seine Art Dinge zu erhalten, die es eigentlich schon nicht mehr gibt - wie die Döllnitzer Wassermühle eben. Die Mühle wurde 1648 erbaut, 1684 bekam sie den vorderen Anbau. Bis zur Wende war die Mühle in Betrieb, seitdem verfällt sie zusehends.

„Ich hatte als Vorlage für den Nachbau alte Fotos und habe mir alles ganz genau angesehen“, erzählt Beinert. Dann habe er alles als technische Zeichnung aufs Papier gebracht, ausgerechnet, was er an Material brauchte und losgelegt. Fast vier Monate habe er an der Wassermühle im Maßstab 1:87 gebaut. „Wenn ich an etwas arbeite, bin ich da voll drin und freue mich immer auf den nächsten Tag, wenn ich weiterarbeiten kann.“

Der Kulturgarten samt Heimatstube und die kleine Heimatstube in der Kirche (dort stellen Döllnitzer ihre kleinen Kunstwerke aus) sind immer am ersten und dritten Sonntag geöffnet.

Der Nachbau der Döllnitzer Wassermühle ist, wie Beinert sagt, ein Zwitter aus Beton und beschichtetem Hartstyropor. Die Fenster sind aus Echtglas, die Weiße Elster bekam Betonwellen und wurde angemalt, die Steine des Hauses sind nur angedeutet. Dafür gibt es einen Müller, ein paar Müllerburschen und eine Müllerin mit zwei Kindern. Vor der Mühle kommt sogar nochmal die alte Döllnitzer Dorfeiche zu Ehren, und darunter sitzt der Bürgermeister, wie er wohl 1684 ausgesehen haben könnte.

3 000 Euro hat der Nachbau der Mühle gekostet. Viele Firmen und Privatleute aus Döllnitz und Umgebung haben sich finanziell beteiligt. „Sonst hätten wir das nicht geschafft“, bedankt sich Jochen Malberg. Mit seinen Vereinsmitgliedern hat er auch schon die nächste Idee: Die alte Gutsvilla könnte doch auch nachgebaut werden. Die stand einst da, wo die Döllnitzer heute ihre Feste feiern, direkt neben der ehemaligen Wassermühle.

Die Ansicht der Mühle von der Elster aus gesehen.
Die Ansicht der Mühle von der Elster aus gesehen.
Peter Wölk Lizenz
Die Müllersfrau schaut mit ihren Kindern ins Wasser.
Die Müllersfrau schaut mit ihren Kindern ins Wasser.
Peter Wölk Lizenz