Handelssituation in Merseburg Handelssituation in Merseburg: Aus für Kiosk oder Start am neuen Standort?
Merseburg/MZ. - Seit Jahrzehnten steht er da am Entenplan von Merseburg, der kleine Betonwürfel mit unverkennbarem DDR-Charme. Eine echte Rarität im doppeltem Sinne. Zum einen ist es in der Baulandschaft Sachsen-Anhalts wohl fast der letzte betretbare Kiosk. Zum anderen wurden darin seit eh und je Presseerzeugnisse verkauft. Auch dieses Gewerbe bekommt in der Domstadt allmählich Seltenheitswert, zumindest in der Domstadt. Seit Monaten hat der Kiosk geschlossen - die Verkäuferin war krank. Nun steht der Standort für den Zeitungswürfel mit der Umgestaltung des Entenplanes prononciert auf der Tagesordnung der Stadtplanentwicklung. "Was wird nun mit meinem Kiosk", fragt sich Oliver Rackow, Inhaber des Objektes und Geschäftsführer anderer Unternehmen in der Stadt.
Im Jahr 2000 habe er den kleinen Laden gekauft. Im Wissen, wie er gegenüber der MZ betont, dass es seitens der Stadt damals eine mündliche Zusage gegeben hatte, den Kiosk in Richtung Dobkowitz-Kaufhaus um ein paar Meter zu versetzen. "Die Aussage, dass der Presse-Shop nun überhaupt keine Akzeptanz mehr besitzt, erfuhr ich über die Zeitung", erzählt er. Baudezernent Dieter Weber habe in einem Gespräch den Standort auf dem Klia-Platz in Erwägung gezogen. "Da würde ich voll mitgehen und wäre auch bereit, dass Äußere des Kiosk der Umgebung anzupassen. Mit dem Standort könnte ich leben", sagt Rackow.
Ihm ist wichtig, dass das kleine Geschäft in einer gut frequentierten Zone steht. Rund 600 Kunden seien es früher gewesen, die sich eine Zeitung oder Zeitschrift, Zigaretten oder auch Briefmarken gekauft hätten. Der Shop habe als einziger weit und breit ausländische Presseerzeugnisse und Fachjournale geführt - eine Palette, mit der die Kaufhallen bei weitem nicht mithalten können.
Telefonisch sei Rackow mitgeteilt worden, dass der Oberbürgermeister sein Veto gegen den Standort Klia-Platz eingelegt hätte. Statt dessen wurde er vom Vermarkter der Dobkowitz-Fläche kontaktiert. "Eine Einmietung dort kommt für mich überhaupt nicht in Betracht", empört sich der Merseburger. "30 Mark pro Quadratmeter und das bei einer Ladenfläche von 70 Quadratmetern sind mit dem Verkauf von Zeitungen monatlich nicht zu erwirtschaften." Und er fügt hinzu: "Das Gewerbe darf einfach nicht den Bach runter gehen. Doch der ganze Heroismus nützt nichts, wenn es sich nicht rechnet. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt Signale setzt."
Und die sind in Sicht. Oberbürgermeister Reinhard Rumprecht will an diese Angelegenheit keine Luft lassen, erklärte er auf MZ-Anfrage. Darum komme es bereits in dieser Woche zwischen ihm und Oliver Rackow zu einem klärenden Gespräch. "Unwahr ist, dass ich mich gegen den Standort Klia-Patz ausgesprochen habe. Ich kann über den Standort gar nicht entscheiden. Da müsste sich Herr Rackow schon an die Dresdner Bank wenden."
Noch eines ist dem ersten Mann im Rathaus wichtig: Wo die Stadt kann, setzt sie sich auch für die Gewerbetreibenden ein. Im Fall Rackow sei man dem Händler sogar soweit entgegen gekommen, dass er für die kommunale Fläche, auf der der Zeitungskiosk steht, keine Pacht bezahlen musste. "Ist das nicht Wirtschaftsförderung?", fragt der Oberbürgermeister. "Ich bin der letzte, der Händlern einen Stein in den Weg legt." Für den Kiosk zieht er zum Beispiel die Haltestelle "Hölle", aber auch den Standort der ehemaligen Schulverwaltung an der Ecke Kleine Ritterstraße/Apothekerberg in die nähere Betrachtung. wird fortgesetzt