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Grundschule Schraplau Grundschule Schraplau: Umi und der Tintenspucker

Von Undine Freyberg 27.08.2004, 15:32

Schraplau/MZ. - An der Tafel tummeln sich drei verschiedene Buchstaben in verschiedenen Kombinationen. Wilfriede Schwarz (56) zeigt auf das Wort "Umi". "Wer kann das vorlesen?" Die Klassenlehrerin schaut fragend in die Runde. Alle Arme gehen nach oben, denn dieses Wort kennen die Sechsjährigen. Umi ist nämlich der Bär aus dem Lesebuch der 1. Klasse, der den Schulanfängern beim Buchstabenlernen hilft.

Anna-Sophie darf das Wort vorlesen. "Umi", sagt sie bedächtig und darf sich setzen. Nicht jeder schafft es auf Anhieb "Um", "mi" oder einfach "U" zu lesen, doch nach drei vier Minuten sitzt die ganze Klasse und wartet gespannt, was als Nächstes passieren wird, denn die Stunden bei Wilfriede Schwarz sind so abwechslungsreich, dass sie quasi im Fluge vergehen.

Von wegen 45 Minuten lang stillsitzen. Da werden zwischendurchArme und Beine gelockert, damitdie auch schön wach bleiben, oderes geht mal für fünf Minuten zumLuft schnappen auf den Schulhof.Dann wieder holt jeder seine magnetische Buchstabenlegetafel hervor und versucht, die Buchstaben"U", "m" und "i" in der Reihenfolge,die Frau Schwarz vorgibt, draufzulegen. Na gut, Anne erwischt zwarzuerst statt des "i" ein "U" und Maximilian-Hagen lässt das kleine "i"einen Kopfstand machen, aber so einen kleinen Buchstabensalat kriegt die Klassenlehrerin mit 35-jähriger Berufserfahrung schnell in den Griff.

Danach wird es schon schwieriger. "Mal sehen, ob ihr schon zwischen den Linien schreiben könnt", meint Wilfriede Schwarz geheimnisvoll. Zuerst zieht sie mit Hilfe eines großen Lineals zwei Kreidelinien an der Tafel und zeigt dann, was die Kinder gleich selbst versuchen sollen: Sie macht Schrägstriche von rechts oben nach links unten. Und dann geht es los. Die Lehrerin teilt linierte Blätter aus und die Kinder zücken ihre Füller.

Gar nicht so einfach, das mit den Strichen. Ein Junge beißt sich auf die Lippe, ein Mädchen schiebt vor Anstrengung die Zungenspitze zwischen den Vorderzähnen durch. Und dann passiert's: Anthonys Füller spuckt mehr Tinte aus als er soll. Auf dem Tisch ist ein großer Fleck und Anthonys Finger sind ganz blau. Schnell ist Wilfriede Schwarz zur Stelle und wischt den Tisch ohne ein Wort wieder sauber.

Dann heißt es Schluss für diese Stunde. Als Hausaufgabe sollen Aline, Eric und die anderen eine ganze Zeile Striche schreiben. Und bevor es zur Hofpause geht, stehen alle nochmal auf, singen das Lied von den zehn kleinen Zappelmännern und zappeln von Kopf bis Fuß.

Was gefällt den Erstklässlern eigentlich bis jetzt am besten an der Schule. "Sport", meint Richard. "Mir gefällt, dass wir Musik machen", lächelt die kleine Jasmin.

Bis zum Ende des ersten Halbjahres sollen die Kleinen alle Buchstaben kennen und am Ende der 1. Klasse lesen können. Zensuren bringen die Abc-Schützen jetzt natürlich noch nicht mit nach Hause. "Die gibt es frühestens im Oktober. Im Augenblick gibt es von mir einen Bienchenstempel, wenn etwas sehr gut war", erzählt uns Wilfriede Schwarz. "Schule soll doch vor allem Spaß machen."