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Grabungen bei Beuna Grabungen bei Beuna: Archäologen und Kampfmittel-Experten auf gemeinsamer Suche

Von Dirk Skrzypczak 29.09.2016, 14:25
Die Granaten wurden gesprengt.
Die Granaten wurden gesprengt. Dirk Skrzypczak

Merseburg - Kurz nach 12 Uhr verlässt Ulrike Ehinger ihr Versuchsfeld im beigen Löss, einem lehmartigen Sediment, und sucht Schutz in sicherer Entfernung zu jener Grube auf einem Acker bei Beuna, in der vier Flak-Granaten liegen und gesprengt werden sollen. In gewisser Weise arbeiten die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes und die Grabungstechnikerin aus dem Landesamt für Vorgeschichte und Archäologie an der selben Sache. Nur interessieren sie sich für unterschiedliche geschichtliche Epochen auf der künftigen Trasse der neuen Südumfahrung für Merseburg. Ehinger forscht nach Spuren der Zivilisation, die mitunter Jahrtausende zurückliegen. Die Sprengmeister wiederum sondieren das Areal nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg.

„Es wundert mich nicht, dass hier Munition gefunden wird“, erzählt Bernd Vogel, ein alt eingessener Kötzschener. Sein Onkel sei bei Kriegsende in Beuna bei der Flakstellung gewesen, die die Leuna-Werke vor den amerikanischen und britischen Bombern verteidigen sollte. „Und was nach dem Krieg nicht mehr gebraucht wurde, kam in Gruben und wurde gesprengt“, erzählt er. So muss es auch mit den sieben Flak-Granaten vom Kaliber 8,8 Zentimeter gewesen sein, die der Zerstörung vor 71 Jahren entgangen waren und bis zu einem Meter tief im Boden steckten. Abgeschossen wurden sie nie. Die Treibladung fehlte, aber der Sprengstoff in den bis zu zehn Kilo schweren Geschossen hat nichts von seiner tödlichen Zerstörungskraft verloren.

„Nur drei Granaten können zur kontrollierten Vernichtung abtransportiert werden. Für die anderen vier bleibt nur die Sprengung“, sagt Benjamin Otto aus dem Amt für Katastrophenschutz des Kreises, der vor Ort die Einsatzleitung übernommen hat. Den Sprengstoff an die Granaten legt Jürgen Schmidt, der erfahrene Sprengmeister aus der Dübener Heide. Merseburg ist am Donnerstag sein zweiter Einsatz. Zuvor hatte er in Zeitz bereits 70 Granaten sprengen müssen, wie er erzählt. 13.30 Uhr drückt er im Schutz eines Erdwalls den Knopf. Ein dumpfer Knall. Dann ist es vorbei.

Bei Beuna ist das Land platt, nur wenige Bäume säumen die Felder. Im Abstand von 500 Metern, der Sperrzone, hat man gute Sicht auf das Geschehen. Einige Zaungäste wie Bernd Vogel warten neugierig auf die Sprengung, haben sich auch mit Handys an den Fenstern von Häusern postiert. 30 Familien, die zu nah an den Granaten wohnen, müssen indes evakuiert werden, was problemlos funktioniert.

Übrigens ist nicht nur der Kampfmittelbeseitigungsdienst erfolgreich gewesen, auch Grabungstechnikerin Ulrike Ehinger ist auf einen Fund gestoßen - einen großen runden, dunklen Fleck, der sich deutlich vom Löss abhebt. „Das ist eine Grube gewesen. Was es mit ihr auf sich hat und aus welcher Zeit sie stammt, können wir jetzt noch nicht sagen“, meint die Archäologin. Drei Wochen ist sie noch vor Ort. Alle Funde werden nach dieser Prospektion zunächst dokumentiert. Und erst dann werde eine Entscheidung getroffen, ob es weitere Grabungen an den jeweiligen Stellen geben wird. (mz)

Auch Grabungstechnikerin Ulrike Ehinger ist fündig geworden.
Auch Grabungstechnikerin Ulrike Ehinger ist fündig geworden.
Peter Wölk
Gefundene Flak-Granaten
Gefundene Flak-Granaten
Peter Wölk