Geschäftsführer des Klinikum Merseburg Geschäftsführer des Klinikum Merseburg: Der Teamspieler mag es extrem

Merseburg - „Der Sport macht einen nicht zu einem besseren Menschen, aber er gibt einem etwas, was unterstützen kann“, sagt Lutz Heimann und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Kaum jemand im Saalekreis wird das besser wissen als der Geschäftsführer des Carl-von-Basedow-Klinikums, war er doch 35 Mal Welt- und 38 Mal Europameister.
Mehrfach stellte der frühere Rettungsschwimmer auch Rekorde auf. „Strukturiertheit, Zielorientierung, Fleiß“, zählt Heimann als Eigenschaften auf, die wie andere Leistungssportler auch ihn bis heute prägen. „Und natürlich Teamwork“, betont der frühere Athlet, der seit einem Jahr die Geschäfte des Klinikums führt, ganz besonders.
17 Kliniken in Merseburg und Querfurt
Nicht ohne Grund, ist das Krankenhaus mit seinen 17 Kliniken in Merseburg und Querfurt doch der größte Arbeitgeber. „Wir sind wie eine kleine Stadt“, sagt Heimann. Und in dieser „leben“ beziehungsweise arbeiten heute 1 500 Männer und Frauen. „Jeder Mitarbeiter hat Ideen, die es verdienen, gehört und auf Umsetzbarkeit geprüft zu werden“, sagt der Geschäftsführer, dessen Aufgabe es ja eigentlich ist, die Strukturen und Inhalte vorzugeben.
Doch wie schon im Sport legt Heimann auch heute großen Wert darauf, alle mitzunehmen, keine Alleingänge zu unternehmen. Und obwohl das Klinikum im vergangenen Jahr aus dem Kommunalen Arbeitgeberverband ausgetreten ist und stattdessen einen Haustarif auf den Weg gebracht hat, sieht Heimann sein Krankenhaus nach wie vor als attraktiven Arbeitgeber. Der Tarif spiele bei der Beurteilung eines Betriebs aus Heimanns Sicht heute ohnehin nicht mehr die entscheidende Rolle. „Die Work-Life-Balance wird den Menschen immer wichtiger“, sagt der 40-Jährige.
Klinikum Merseburg steht auf soliden Beinen
Dass sein Vorgänger, Lothar Peruth, 23 Jahre lang das Haus geführt und in seinen Strukturen gefestigt hat, sieht Heimann für seine Gestaltungsgewalt nicht als Nachteil. „Das Klinikum steht auf soliden Beinen und sein Konzept kann weiterentwickelt werden“, erklärt er. Die Rahmenbedingungen sind aktuell freilich alles andere als einfach. Praktisch jedes Krankenhaus klagt darüber, chronisch unterfinanziert zu sein.
Um sich für die Zukunft zu rüsten, hat man in Merseburg und Querfurt in den vergangenen Jahren kräftig investiert, neue Kliniken und Abteilungen eröffnet sowie moderne Geräte angeschafft. „Das ist aus Eigenmitteln passiert, und wir werden auch in Zukunft weiter investieren“, sagt Heimann. „Aber ich hoffe, dass die Politik bald wieder ihrer Verpflichtung nachkommt und die Krankenhäuser finanziell besser ausstattet.“
Konzept für das Krankenhaus der Zukunft
Aktuell feilt Lutz Heimann mit seinen Kollegen am Konzept für das Krankenhaus der Zukunft. Neben den Finanzen sieht er dabei als größte Herausforderungen die Suche nach Fachkräften sowie die demografische Entwicklung. „Die Bevölkerung wird immer älter, darauf müssen wir reagieren und uns vielmehr als Gesundheitszentrum verstehen“, meint der Klinikchef.
Die Entschlossenheit für solche Kurswechsel zieht Heimann - wie sollte es anders sein - aus dem Sport. Denn eine riesige Portion Entschlossenheit oder auch Mut hat Lutz Heimann als Schwimmer vor fast genau zehn Jahren bewiesen. Am Ende seiner sportlichen Laufbahn war der gebürtige Hallenser zusammen mit seinem langjährigen Vereinskameraden Lars Görny - selbst mehrfacher Welt- und Europameister - in sieben Tagen rund um Mallorca geschwommen.
„Auf den 368 Kilometern lernt man bedingungsloses Vertrauen“, sagt er, der auch auf diese Extremleistung nicht mehr gern angesprochen wird. Heimann ist eben ein bescheidener Typ. Und er fürchtet, auf die sportlichen Leistungen reduziert zu werden. Dabei hat er mit dem Aufstieg zum Geschäftsführer doch vor einem Jahr erst richtig begonnen, auch in beruflicher Hinsicht Bestleistungen zu bringen, die möglichst lange in Erinnerung bleiben. (mz)
