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Existenzen auf dem Spiel

Von Heidi Jürgens 14.02.2006, 17:43

Lochau/MZ. - "Eine Katastrophe wäre das, meine Existenz und die meiner Angestellten steht auf dem Spiel", - Monika Bodak steht die Angst im Gesicht. Die Wirtin der Gaststätte "Grüne Aue" in Burgliebenau hat sich am Dienstagvormittag mit zahlreichen weiteren Einwohnern und Geschäftsleuten der Region Lochau / Burgliebenau an der maroden Elsterbrücke eingefunden, die im Sommer abgerissen und dann durch einen Neubau ersetzt werden soll. Und zwar - wie es bisher heißt - ohne Ersatzbau, so dass Umwege von 25 Kilometern auf die Betroffenen zukommen.

"Das können wir nicht hinnehmen", sagt Dieter Felsch, Landwirt aus Lochau, der seine Felder und Stallungen auf der gegenüber liegenden Seite bei Burgliebenau hat. Auch sein Familienbetrieb wäre in der Existenz bedroht, wenn es mehr als ein Jahr lang keinen Übergang mehr gibt hier. Deshalb hat er die Betroffenen zusammengerufen, um der Presse gegenüber zu verdeutlichen, "was an anderer Stelle offenbar überhaupt nicht bedacht wird: Das Land spart Geld, die Bürger und die Firmen zahlen drauf, nicht wenige Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel."

Zum Beispiel dann, wenn das zur Papenburg AG gehörige Kieswerk in Lössen geschlossen werden muss. Dessen Betriebsleiter Martin Heisler lässt keinen Zweifel daran: "Wenn es keinen Übergang mehr gibt und wir über Merseburg nach Lochau zur Betonsteinfabrik fahren müssten, verteuert das die Sache so, dass sich das nicht mehr rechnet." Das Gleiche gelte für die Lieferungen nach Halle und in weitere Betonwerke. Drei Arbeitsplätze in Lössen und schätzungsweise 20 bis 30 bei Kraftfahrern würden das betreffen, so Heisler.

Große Sorgen macht man sich auch im Einkaufsgebiet Meuschau. Mandy Beyer, Edeka-Marktleiterin und Sprecherin des Einkaufszentrums, zu dem etliche Großmärkte gehören, befürchtet erhebliche Einbußen im Umsatz, wenn die Kundschaft von der anderen Elsterseite ausbleibt.

Helmut Brückner, der oft vor allem ältere Kunden des Friseursalons seiner Tochter in Lochau von der anderen Flussseite abholt und zurückbringt, sieht das Geschäft in Gefahr, auch in der Apotheke in Döllnitz und in der Gärtnerei in Raßnitz macht man sich große Sorgen. Wer fährt schon 50 Kilometer, um Medikamente oder Blumen zu holen. "Meine Tochter wohnt in Lochau und arbeitet in Leuna in Schichten", erzählt Ruth Gräbe. "Die Kosten für die Fahrerei über Halle wären immens." Auf viele Familien würden hohe Fahrkosten zukommen, auf Schul- und Kindergartenkinder riesige Fahrstrecken. Das wollen auch die Ortsbürgermeister Günter Merkel (Burgliebenau) und Dirk Schroeder (Lochau) verhindern, die sich mit eingefunden haben. "Eine Lösung muss her", sind sie sich einig und warten auf eine Antwort aus Magdeburg, wo Protestscheiben aus der Gemeinde Schkopau mittlerweile vorliegen.

MDR-Bericht: Donnerstag, 19 Uhr, in der "Länderzeit".