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Etikettenkunde im Weinkeller

Von Andreas Lohmann und Gert Glowinski 03.08.2008, 15:32

Gröst/Höhnstedt/MZ. - Da, wo man von oben ins Tal über den Weinberg von Bianca Oerding und Carsten Opalka schauen kann. Und von dort ins Land über den Rollsdorfer See bis zu den Windkraft-Mühlen im Mansfeldischen.

"Hier ist es am schönsten", schwärmte Gabi Wieczorek und setzte sich mit ihrem Mann an einen Tisch, um den Ausblick zu genießen. Freunde hatten sie begleitet zu den Höhnstedter Winzern. Den Tag der offenen Tür gibt es in jedem Sommer. Bei sonnigem Wetter ist es in den Straußwirtschaften angenehm. An lauschigen Plätzen im Grünen kredenzen die Winzer ihre Rebsäfte. Und jeder gibt sich an diesem Tag besonders viel Mühe. Auch Bianca Oerding, deren kleines Gut sich 1. Hallesche Weinbaugesellschaft nennt, hatte viel zu tun. Am Nachmittag waren alle Tische besetzt. Und die meisten Gäste probierten nicht nur den Wein, sondern bestellten dazu ein Essen.

Offiziell war der Tag um 11 Uhr in Seeburg eröffnet worden. Etwa 25 Personen machten sich auf den Weg durch die Weinstraße Mansfelder Seen, die über Rollsdorf und Höhnstedt bis Langenbogen führt. Rasch löste sich die Gruppe auf. Alle 22 ausgewiesenen Stationen anzusteuern, war nur schwer möglich. Uwe Thiele aus Halle kam nach gut vier Stunden Fußmarsch durch die Berge im Höhnstedter Weingut Hoffmann an. Dort machte der Sozialarbeiter Pause und ließ sich von Winzer Harry Hoffmann dessen Weinkeller in der ehemaligen Schrotmühle zeigen. Für alle Neugierigen gab es ein Tröpfchen zu kosten, zum Beispiel den roten "Regent". Dann brach Thiele schon auf zur nächsten offenen Tür. "Ich finde das sehr interessant. Und vieles ist neu für mich", sagte er.

Winzer Mario Thürkind im Geiseltal ist zufrieden mit der Resonanz am Wochenende. Mehr als 350 Besucher kamen auf sein Weingut nach Gröst. "Solche Termine werden zunehmend wichtiger. Die Leute sind sehr wissbegierig", sagte Thürkind. Neben zahlreichen Gästen und Saale- und Burgenlandkreis waren es auch Besucher aus Magdeburg oder Leipzig die bei Winzer vorbeischauten. Der machte mit vielen eine Tour durch seinen Weinkeller. Auf besonderes Interesse stößt die kleine Etikettenkunde, die Mario Thürkind anbietet: Pflicht sind zum Beispiel die Bezeichnung des Weingutes und des Anbaugebietes, Angaben zur Qualität, Weinart und dem Alkoholgehalt. Neben der Ernte vom eigenen sechs Hektar großen Weinberg verarbeitet der Winzer zugekaufte Trauben, deren Anbau und Pflege er sehr genau im Auge behält.

Obwohl an den beiden Aktionstagen am Wochenende viel los war, ist praktisch jeder Samstag oder Sonntag wichtig für das Weingut Thürkind: der Verkauf der Weine im Hof stellt ein wichtiges wirtschaftliches Standbein des Familienbetriebs dar.