Unbekannter Maler aus Merseburg Erstes Rätsel gelöst: Der Merseburger Maler hat jetzt ein Gesicht
Kim Ludwig weiß endlich, wie der Maler Günther Kipper aussah, der sie seit Jahren beschäftigt. Was sie plant, um an den Mann zu erinnern, der in Wallendorf und Merseburg gelebt hat.

Merseburg/Wallendorf/MZ. - Am Anfang stand Kim Ludwig mit fast leeren Händen da. Die Bibliothekarin mit einer großen Leidenschaft für Heimatforschung beschäftigt sich seit Monaten mit einem Mann, von dem sie anfangs nicht mal wusste, wie er ausgesehen hat, denn es gab in Merseburg kein einziges Foto. Der Mann, dem die 33-Jährige auf der Spur ist, heißt Günther Kipper (1900-1939). Er war Lehrer. Und ein unglaublich guter Maler. Und jetzt gibt es auch Fotos von ihm.
„Das kann kein Zufall sein“
„Ich habe jetzt so viel Glück gehabt bei meinen Recherchen – das kann kein Zufall sein“, strahlt sie. Sie habe mittlerweile die Enkelin des Malers gefunden, die in Sachsen lebt. Sie steht auch im Kontakt mit dem Enkel der Schwester von Kipper in Hamburg. Die Schwester sei erst 1999 im Alter von 93 Jahren gestorben.
„Kippers Enkelin hat mich vier Alben mit Familienfotos ansehen und zum Teil auch fotografieren lassen“, erzählt Kim Ludwig begeistert. Denn was sie da alles entdeckt hat, habe sie vorher nicht zu träumen gewagt. „Und eine Seite in diesem Album hat mich so berührt, da bin ich in Tränen ausgebrochen. Das war eine Seite mit Fotos aus Wallendorf und der 3. Klasse der damaligen Schule. Und dann stand da noch ’Hier verlebten wir unsere glücklichsten Jahre’. Unglaublich! Ich habe richtig gezittert.“

Doch sie fand noch viel mehr: Günther Kipper mit der Familie im Wupperweg, wo er in Merseburg gewohnt habe. Kipper mit der Familie von Künstlerfreund Friedrich Kittler aus Zöschen. Kipper mit seinen Lehrerkollegen aus Kreypau und aus Merseburg, wo er unter anderem an der Altenburger Schule unterrichtet hat.

Wie alles anfing
Erstmals auf Kipper aufmerksam geworden war Kim Ludwig tatsächlich vor einigen Jahren in ihrem Heimatort Wallendorf. Sie hatte einen Holzschnitt entdeckt, der die Evangelische Kirche in Wallendorf zeigte. Ein Pfarrer hatte die Ansicht für eine Spendensammlung vervielfältigen lassen. Wenig später schenkte ihr eine Freundin dann eine Postkarte mit ebendieser Ansicht. Seither versucht sie noch mehr über Günther Kipper herauszufinden.
Kipper, der nur 39 Jahre alt geworden war, hat vor allem Motive aus der Region gemalt. „Mittlerweile habe ich sogar ein Foto davon, wie er an seiner Staffelei steht und das Merseburger Schloss malt. Ich frage mich, wo dieses Bild abgeblieben sein könnte“, sagt die Heimatforscherin, die immer weiter suchen will.

Der Plan: eine Ausstellung
Ihr Ziel: eine Ausstellung über Kipper. „Mir ist wichtig, dass er 85 Jahre nach seinem Tod nochmal die Aufmerksamkeit bekommt, die er zu Lebzeiten hatte“, sagt Kim Ludwig. Deshalb arbeitet sie aktuell mit großem Engagement daran, eine Ausstellung vorzubereiten, die soviel wie möglich über diesen sehr talentierten Maler und sein kurzes Leben erzählen soll.
Dafür steht ihr neben den Fotos der Familie mindestens ein Originalgemälde zur Verfügung. „Schnee in der Aue“ hatte sie durch Zufall auf einer Internetplattform entdeckt und gekauft. „Aber vielleicht bekomme ich leihweise auch noch Originale, die sich im Besitz der Familie befinden.“

Wie sie bei ihren Recherchen herausfand, hatte Kipper auch verschiedenste Holzschnitte mit Ansichten von Kirchen aus der Region angefertigt, die bis vor einigen Jahren noch zu besonderen Anlässen für die Herstellung von Urkunden oder Karten benutzt wurden. Kim Ludwig würde sich freuen, wenn sich Menschen melden würden, die noch so etwas besitzen. „Vielleicht ist ja eine Ansicht dabei, die ich noch nicht kenne“, hofft die 33-Jährige. Rätsel über Rätsel, die Kim Ludwig gern lösen möchte.
„Bevor es eine Ausstellung geben kann, hat der Heimatverein Wallendorf zunächst mal einen Kalender für 2025 mit Fotos von Kipper und einem Teil seiner Bilder herausgegeben“, erzählt Ludwig, die seit wenigen Wochen auch offiziell die Ortschronistin von Wallendorf ist.
Kim Ludwig kann über ihre Mailadresse [email protected] kontaktiert werden.