230 Babys erblickten das Licht der Welt Entgegen dem Trend: Basedow-Klinik verzeichnet mehr Geburten
Die Vorahnung des Chefarztes scheint sich zu bestätigen: Im Klinikum werden mehr Babys geboren. Der Mediziner sieht zwei Gründe dafür.

Merseburg - In die Zukunft schauen kann Kurt Müller freilich nicht, aber seine Prognose zu steigenden Geburtenzahlen im Klinikum in Merseburg hat sich im ersten Quartal dennoch bestätigt. Es wurden spürbar mehr Babys geboren, als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe glaubt zwei Gründe dafür ausmachen zu können und zeigt zusammen mit Hebamme Anke Nerlich Entwicklungen auf, die Mediziner und Hebammen im Klinikum aufgrund der Pandemie sehen.
230 Mädchen und Jungen erblickten in Merseburg das Licht der Welt
Wenn sich der Trend so fortsetzen würde, wie er in diesem Jahr begonnen hat, könnte man mit bis 13 Prozent mehr Geburten in Merseburg rechnen. „Das lässt sich natürlich noch nicht für das ganze Jahr sagen“, schränkt Müller seine Rechnung ein. Was er aber sagen kann, im ersten Quartal haben 230 Mädchen und Jungen das Licht der Welt erblickt und damit 32 mehr als im gleichen Zeitraum 2020.
„Ein Grund dafür könnte natürlich der erste Lockdown im März vergangenen Jahres sein, aber ich möchte auch glauben, dass die steigenden Zahlen unserer guten Arbeit Rechnung tragen“, sagt Kurt Müller mit einem Lächeln. Die Neugier für den Anstieg ist bei dem Mediziner geweckt. Er könnte sich daher vorstellen, eine knappe anonymisierte Umfrage bei den frisch gebackenen Müttern auf der Wochenbettstation zu machen.
Klinikum Merseburg will Müttern eine gewissen Sicherheit geben
„Das könnte uns auch helfen, Stellschrauben zu finden, um die Versorgung weiter zu verbessern.“ Ganz abwegig sei es jedoch aus seiner Sicht nicht, dass der Lockdown sich nun - neun Monate später - in den Zahlen niederschlägt. Damit würde sich das Klinikum gegen einen aktuellen bundesweiten Trend von rückläufigen Geburten bewegen, meint Müller.
Auch wenn der Trend ein positiver ist, sind auch Veränderungen durch die Pandemie in diesem Bereich zu spüren. Zwar habe man sich schon früh dazu entschieden, den werdenden Vätern das einmalige Erlebnis der Geburt nicht vorzuenthalten. „Das gibt den Müttern auch eine gewisse Sicherheit“, sagt Müller. Dennoch gelten strenge Regeln auf den Stationen.
Corona auf der Geburtenstation
„Frauen, die bereits ihr zweites oder drittes Kind bekommen, freuen sich darüber, dass sie auf der Wochenbettstation Ruhe haben“, sagt die leitende Hebamme Anke Nerlich. Es gebe ihnen Zeit, sich nur mit dem Baby zu beschäftigen. Dass der Vater oder noch schlimmer die älteren Geschwisterkinder aber nicht kommen könnten, sei dann für viele schwer. In der Pandemie zeigt sich auch, dass die Frauen das Krankenhaus schneller wieder verlassen. „Nach 48 Stunden bei einer komplikationslosen Geburt und 72 Stunden nach einem Kaiserschnitt ist das auch kein Problem“, erklärt Müller.
Froh ist er, dass es auf der Station noch keinen größeren Ausbruch des Virus gab. „Wir stellen aber schon fest, dass mehr Gebärende zu uns kommen, die auch infiziert sind.“ Ob das nun dem vermehrten Testen geschuldet sei, vermag er nicht einzuschätzen. Bewegt habe Müller jedoch auch der Fall einer Mutter, die nun Halle liegt und deren Infektion einen sehr schweren Verlauf hat. Für die Hebammen bedeutet eine positiv getestete Mutter eine Geburtsbegleitung unter Vollschutz. „Im Winter war das auch mit Blick auf die Temperaturen kein Problem“, sagt Anke Nerlich. Wie das im Sommer aussieht, wenn die Hebammen über Stunden damit im Kreißsaal stehen, bleibe abzuwarten. (mz/Melain van Alst)