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Eistaufe im Bob Eistaufe im Bob: Warum ein Student aus Merseburg kräftig zunehmen muss

Von Robert Briest 23.11.2020, 08:00
Einsteigen beim voller Fahrt gehört für Tom Greiner (l.) nun zum Sport.
Einsteigen beim voller Fahrt gehört für Tom Greiner (l.) nun zum Sport. Tom Greiner

Merseburg/Winterberg - Die Erfahrung im Bob mit Tempo 100 und mehr einen Eiskanal herunterzurasen, hatte Tom Greiner bis vergangenen Donnerstag erst einmal in seinem Leben gemacht. In einem Gästebob, berichtet der 20-jährige Maschinenbaustudent der Hochschule Merseburg Anfang der Woche vor seiner Abreise ins erste echte Trainingslager für seine neue Sportart.

Denn Greiner, der aus der Nähe von Gotha stammt und zur elften Klasse ans Sportgymnasium Halle wechselte, ist von Haus aus Leichtathlet. Mehrkämpfer um genau zu sein. 2016 fuhr er als solcher gar zur U18-Europameisterschaft. „Doch ich hatte dann mit meinem Trainer gesprochen. Wir haben nicht mehr gesehen, dass ich es mal in Richtung 8.000 Punkte schaffe.“ Das ist im Zehnkampf die Schwelle zur internationalen Konkurrenzfähigkeit.

„Mein kleiner Bruder fährt als Anschieber Bob.“

Greiner suchte deshalb nach einer Alternative und probiert nun einen für sprintstarke Leichtathleten nicht ganz ungewöhnlichen Weg: den Bobsport. Dort werden immer schnelle Männer und Frauen gesucht, die die Schlitten auf der kurzen Startstrecke auf möglichst hohes Tempo beschleunigen können. Der 20-Jährige bringt auch eine familiäre Vorbelastung mit: „Mein kleiner Bruder fährt als Anschieber Bob.“

So reiste Greiner, der weiter in Halle lebt, im Herbst zu den ersten Trainingslehrgängen nach Oberhof. „Dort haben wir mit Anschubwagen trainiert. Das sind viereckige Metallgestelle, in die man reinspringt.“ Trockenübungen für den Eiskanal. Die Umstellung von der Leichtathletik auf den Bob gehe bisher ganz gut, berichtet der Student, der im Vormonat von der Hochschule Merseburg mit einem Deutschlandstipendium geehrt wurde. Beim Anschieben müsse man 50 Meter Vollgas laufen, dann springe man in den Bob. „Das kriegt man relativ schnell hin.“

Bobanschieber mit Leichtathletikerfahrung in Halle und Studium in Merseburg

Bobanschieber mit Leichtathletikerfahrung in Halle und Studium in Merseburg – diese Kombination erinnert unweigerlich an Thorsten Margis, der als Copilot von Francesco Friedrich bei den Olympischen Spielen 2018 zwei Goldmedaillen gewann. Greiner formuliert sein Ziel deutlich bescheidener: „Erstmal gucken, was geht.“ Margis kenne er natürlich. Man habe sich öfter beim Training gesehen. „Ich bin auch deswegen nach Merseburg. Er studiert ja auch Maschinenbau.“

Für Greiner ist das Studium derzeit eine Vollzeitangelegenheit. Gleichwohl trainiert er täglich – meist nachmittags. Laufen und Krafttraining stehen auf dem Programm. Wurf- und Sprungdisziplinen habe er derzeit komplett eingestellt. Für den Bobsport brauche er Explosivität und Masse. Ja, die Zielsetzung des Athleten heißt Gewichtszunahme. Denn das Maximalgewicht der Schlitten soll möglichst ausgereizt werden.

„Zu Leichtathletikzeiten hatte ich 80 Kilo. Das Ziel sind 90.“

„Zu Leichtathletikzeiten hatte ich 80 Kilo, jetzt bin ich bei 84. Das Ziel sind 90.“ Das ist nicht einfach. Er versuche mehr zu essen, aber er habe auch nicht immer Hunger und das Problem sei: „Wenn du ein oder zwei Mal am Tag trainierst, verbrauchst du natürlich auch viel.“

In der vergangenen Woche ging es für Greiner und seine neuen Oberhofer Kollegen nun nach Winterberg. Der erste Lehrgang im Eiskanal – nicht mehr nur als Gast, sondern als Aktiver. Die Eistaufe am Donnerstag im Zweierschlitten beging er als Anschieber für eine Nachwuchsfahrerin. Sein Fazit am Abend ist positiv: „Es war aufregend. Wir sind erst fast am Ende gestürzt, in Kurve 13 oder 14.“ Die Folgefahrten seien aber unfallfrei geblieben. Der Maschinenbaustudent will daher weitermachen. (mz)