Einen Feiertag lang Nähen und Trösten
MERSEBURG/MZ. - Feiertage - die bedeuten für Inka Würsig vor allem Bauchschmerzen. Doch nicht ihr zwickt der Magen an den üblicherweise arbeitsfreien Tagen, sondern meistens ihren Patienten. Fachärztin für Chirurgie ist die Dölkauerin, seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie im Merseburger Carl von Basedow Klinikum auf der chirurgischen Station und in der Notfallambulanz und damit kommt für sie die Pflicht oftmals vor dem Fest.
Neben den üblichen Feiertags-Bauchschmerzen vom üppigen Festtagsschmaus seien es vor allem Schnittwunden, Sturzverletzungen und Verbrennungen, die zusätzlich zu den alltäglichen Notfällen behandelt werden müssten. 24 Stunden dauere dann eine Schicht, in der vollste Konzentration gefordert ist. "Sobald ich die Station oder Ambulanz betrete, ist es ein normaler Arbeitstag für mich. Ich bin immer angespannt und bereit - egal ob nachts oder tagsüber, ob Feiertag oder nicht", so die Ärztin über ihren Job, der inklusive Spät- und Bereitschaftsdiensten schon einmal 60 Arbeitsstunden in der Woche beanspruchen kann.
Nicht nur handwerkliches Geschick sei dabei in der Chirurgie gefordert, auch der Umgang mit den Patienten, besonders an Feiertagen, mache den Beruf aus. "An Weihnachten ist der Dienst sehr emotional. Da muss man schon die eine oder andere Seele beruhigen und deutlich intensiver auf den Patienten eingehen." Etwa 80 Patienten müssen durchschnittlich am Tag in der Notfallambulanz im Merseburger Klinikum behandelt werden. Um rund die Hälfte steigt die Anzahl der zu Behandelnden an Feiertagen an. Etwa 120-mal heißt es dann auch an Silvester und Neujahr wieder Nähen, Röntgen und Trösten.
Inka Würsig, die bis 1994 in Leipzig Medizin studiert hat, dagegen kann dieses Mal gemeinsam mit ihrer Familie ins neue Jahr feiern, schließlich hat sie bereits an den Weihnachtsfeiertagen eine 24-Stunden-Schicht geleistet. "Meine Familie hat sich gut damit arrangiert, die Kinder sind mit meinem Job und den Arbeitszeiten groß geworden", so die zweifache Mutter, die an ihrem Beruf nichts missen möchte. "Es ist ein sehr facettenreicher aber auch anspruchsvoller Job, der nicht nur den Geist, sondern auch den Körper fordert. Aber vor allem ist es auch ein dankbarer Beruf."