Ein Jahr im Landtag: „Die Lust ist ungebrochen“
2021 zog Sven Czekalla mit einem Erdrutschsieg im Wahlkreis Merseburg, Braunsbedra, Leuna ins Landesparlament ein. Nun berichtet der CDU-Politiker über seine ersten zwölf Monate als Berufspolitiker und wieso er täglich seinen „Ranzen“ packt.

Magdeburg/Merseburg/MZ - Fast ein ganzes Jahr musste Sven Czekalla auf diesen Moment warten und dann dauerte er nur drei Minuten – war gefühlt sogar noch schneller vorbei: „Die Zeit rast am Pult unheimlich schnell“, berichtet der CDU-Abgeordnete über seine erste Rede im sachsen-anhaltinischen Landtag. Die hielt er am 23. Mai über die Auswirkungen des autonomen Fahrens auf die Mobilität in Stadt und Land. Es ging darum, wie Menschen die letzte Meile von den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel nach Hause zurücklegen können und um die Forderung, dass das Land für das autonome Fahren ein Konzept brauche – gerade mit Fokus auf den ländlichen Raum.
Aus dem kommt Czekalla. Der 39-Jährige ist Ortsbürgermeister von Krumpa. Bei der Landtagswahl 2021 zog er mit einem Erdrutschsieg erstmals in das Landesparlament ein. Mit 41,2 Prozent im Wahlkreis Merseburg-Braunsbedra-Leuna holte er damals eines der besten CDU-Erststimmenergebnisse überhaupt: „Natürlich hat es anfangs Glückwünsche gegeben, aber ich will nicht an dem Ergebnis gemessen werden, sondern an meiner Arbeit“, sagt Czekalla ein Jahr später und versichert: Die Lust an dieser Arbeit sei ungebrochen.
Starthilfe durch Frank Bommersbach
Ganz unbeleckt ging der Christdemokrat im vergangenen Sommer nicht nach Magdeburg. Schon seit 2004 ist er in der Kommunalpolitik aktiv, wirkte bis zu seiner Wahl als Referent für Grundsatzfragen des Merseburger Oberbürgermeisters, ist Vorsitzender des Stadtrats in Braunsbedra: „Ich hatte mir vorher auch genau überlegt, ob ich kandidiere. So gesehen hat sich meine Erwartungshaltung an die Arbeit als Berufspolitiker bestätigt.“ Dennoch sei anfangs alles neu gewesen, schildert Czekalla: „Zu sehen, wie funktioniert das Parlament wirklich, wie die Zusammenarbeit der Fraktionen, welche Gepflogenheiten gibt es im Plenum.“
Der Jungabgeordnete berichtet, dass er dabei sehr von der Erfahrung seines Fraktionskollegen Frank Bommersbach profitiert habe: „Er hat mich an die Hand genommen, ist die ersten Tage mit mir durch den Landtag gegangen, hat mir Leute vorgestellt.“ Vitamin B ist ein essenzieller Nährstoff in der Politik – oder wie es Czekalla ausdrückt: „Das Netzwerk ist die Basis meines Arbeitens. Es geht viel darum, die Menschen zusammen zu bringen. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen an mich herantritt, weiß ich, wer sich in Magdeburg mit dessen Problem beschäftigt und kann beide Seiten zusammenbringen.“ Sein liebstes Arbeitsmittel sei das Handy, sagt der Abgeordnete.
Der Netzwerker
Nimmt man die Eröffnung seines Wahlkreisbüros im Frühjahr als Maßstab, ist Czekalla in puncto Netzwerkarbeit schon weit vorangekommen. Nicht nur war da Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) zu Gast, sondern mit ihm große Teile der lokalen Wirtschafts- und Politikelite. Als wesentlichen Vorteil seiner Arbeit als Berufspolitiker beschreibt der Christdemokrat, dass er Themen von der kommunalen Ebenen nun ins Land bringen, dort nach Finanzierungen suchen kann. „Auf kommunaler Ebene hat man viele Limitierungen“, beschreibt es Czekalla. In Magdeburg sitzen Entscheidungsträger näher, etwa wenn es um ein solches Projekt, wie mehr Zugverbindungen vom Geiseltal nach Halle geht.
Der Krumpaer wühlt in seiner Aktentasche, zieht dann die passende Klarsichtfolie heraus: „Es ist wie damals in der Schule. Ich gucke immer, was ich für die Termine am Tag brauche und packe es in meinen ‚Ranzen‘.“ Natürlich darf da auch das iPad nicht fehlen. Czekalla ist schließlich digitalpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Demnächst darf er in dieser Funktion wieder ans Sprecherpult im Plenum. Dann geht es um die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes. Da hängen Kreise und Kommunen weit hinter den gesetzlichen Vorgaben zurück.
Dass es erst seine zweite Rede nach einem Jahr Landtag sein wird, nimmt Czekalla gelassen. Der Landtag habe sich in den ersten Monaten vor allem mit tagesaktuellen Themen wie Ukraine-Krieg und Corona befasst. Seine Ausschüsse für Digitales und Infrastruktur und der Petitionsausschuss befassten sich dagegen mit mittel- und langfristigen Themen, die erst etwas Vorlauf bräuchten.