EC-Kartenbetrug im Großraum Halle/Leipzig EC-Kartenbetrug im Großraum Halle/Leipzig: Polizei zerschlägt Betrügerring

Merseburg/MZ - Die Polizei hat im Saalekreis eine kriminelle Bande zerschlagen und einen 25 Jahre alten Merseburger als Kopf des Betrügerrings festgenommen. Sie wirft dem Hauptverdächtigen vor, für über 190 Straftaten mit gestohlenen EC-Karten und Personalausweisen verantwortlich zu sein. Der Merseburger und seine Komplizen hatten zwischen Juni 2013 und Januar 2014 im Großraum Halle/Leipzig ihr Unwesen getrieben und nach dem Kenntnisstand der Ermittler einen Schaden von rund 27 000 Euro verursacht. Der 25-Jährige sitzt in Untersuchungshaft, gegen andere Bandenmitglieder wird ein Haftantrag geprüft.
Die geschädigten Privatpersonen haben wohl Glück im Unglück. Laut Polizei haben die jeweiligen Kreditinstitute die Konten der Opfer vorbehaltlich ausgeglichen und die Transaktionen der Betrüger zurückgebucht.
Bei den geschädigten Firmen sei es schwieriger, heißt es aus dem Polizeirevier des Saalekreises. „Ob und inwieweit ausgelöste Lastschriften den Geschäften und Märkten finanziell ersetzt werden, können wir nicht sagen“, erklärte Kripo-Chef Hans-Gerd Tschipang. Da das Risiko und der Warenverlust durch Dritte aber eher nicht abgedeckt seien, trage der Handel zumeist den Verlust. Geprellte Händler können zivilrechtlich gegen Täter vorgehen.
„Die Geschädigten hatten den Verlust ihrer Geldkarten und persönlichen Dokumente zumeist nicht sofort bemerkt, so dass mehrheitlich noch unklar ist, wie sie gestohlen worden sind“, sagt Hans-Gerd Tschipang, Kripo-Chef im Polizeirevier des Saalekreises. Die Polizei geht aber davon aus, dass die Kriminellen, die alle aus dem Saalekreis stammen, ihren Opfern die Kreditkarten und Ausweise aus Taschen, Rucksäcken, Fahrzeugen aber auch Wohnungen stahlen. „Und es waren keine Rentner, die sie im Visier hatten, sondern eher Jugendliche und junge Erwachsene“, so Tschipang.
Anschließend ging die Bande auf große Einkaufstour in Baumärkten, Werkstätten, Möbelhäusern, Lebensmitteldiscountern, Elektronikmärkten, Tankstellen und Mobilfunkläden. „Die gestohlenen Ausweise wurden dort zur Legitimation genutzt, etwa um Handyverträge abzuschließen. Und mit den EC-Karten kauften sie dort ein, wo sie nur unterschreiben mussten und keine Pin brauchten“, berichtet der Kripo-Chef. Zum Teil gaben Komplizen die Waren als Umtausch wieder zurück und ließen sich Bargeld auszahlen.
Auf der nächsten Seite geht es unter anderem mit Tatortschwerpunkten und der Ermittlungsarbeit weiter.
Tatortschwerpunkte waren der gesamte Saalekreis, Halle, Leipzig, Weißenfels, Naumburg und große Einkaufszentren. Offenbar hofften die Gauner, dass sie unerkannt bleiben, wenn sie an vielen unterschiedlichen Orten zuschlagen. Um nicht aufzufallen, handelten sie einzeln oder im Verbund. Und sie waren gewieft, wie Ermittlungen ergeben haben. „Die Täter holten sich auch Kontoauszüge an Automaten, um über die Kontostände ihrer Opfer informiert zu sein“, sagt Tschipang. Außerdem wussten sie, dass ihnen für ihren Beutezug nicht viel Zeit bleiben würde, da verlorene oder gestohlene Karten umgehend gesperrt werden, sobald der Besitzer den Verlust bemerkt. Deshalb verkauften die Täter Geldkarten und Ausweise auch weiter.
Mit einer akribischen Ermittlungsarbeit kam die Kripo dem Merseburger und seinem florierenden „Geschäft“ auf die Schliche. Vergleichsreihen der Taten zeigten Gemeinsamkeiten. Die Polizei wertete Videoaufzeichnungen in Einkaufsmärkten aus, sprach mit Zeugen und untersuchte die Tatorte. „Hilfreich war der Austausch von Informationen mit anderen Polizeidienststellen“, erklärt Tschipang. Das Netz um die Bande zog sich zu. Letztlich gelang es, die Verdächtigen auf frischer Tat zu ertappen oder durch Zeugenhinweise kurz nach dem Diebstahl zu stellen.
Über das weitere Vorgehen gegen die Bande entscheidet nun die Staatsanwaltschaft Halle. Dass sie Anklage vor Gericht erheben wird, gilt als sicher.
