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Pixar, Disney und Co. Domstadtkino Merseburg: Diese Filme retteten das Kinojahr 2024 - Betreiber nennt seine Top 4

Nach schwachem Frühjahr brachten Familienfilme die Wende. Kinobetreiber Ulrich Jacobi setzt auf Social Media und verrät seine Top-Filmempfehlungen 2024.

26.12.2024, 12:00
Eine Szene aus "Emilia Pérez". Kinochef Ulrich Jacobi schwärmt, der Film lasse sich keinem Genre zuordnen.
Eine Szene aus "Emilia Pérez". Kinochef Ulrich Jacobi schwärmt, der Film lasse sich keinem Genre zuordnen. (Foto: EPD)

Merseburg/MZ. - „Es war nach Corona das schwerste Kinojahr“, zieht Ulrich Jacobi die ökonomische Bilanz 2024 für das Merseburger Domstadtkino. Gerade im Frühjahr habe man beängstigend wenig Besucher gehabt. Woran das liegt? „Das Kino hat in Deutschland im europäischen Vergleich ein Reichweitenproblem, wenn es um die Frage geht, wie verbringe ich meine Freizeit“, analysiert der Geschäftsführer. Die Streamingdienste seien dabei gar nicht die große Konkurrenz. „Die werden heute geguckt wie früher das Fernsehen.“ Es sei vielmehr die Fülle an anderen Freizeitmöglichkeiten, in der sich die Lichtspielhäuser behaupten müssten.

„Deshalb ist es wichtig, sich in Erinnerung zu bringen“, sagt Jacobi, der als Konsequenz die Social-Media-Aktivitäten seines Domstadtkinos seit zwei Monaten deutlich verstärkt hat – vor allem auf Instagram. Wöchentlich präsentiert er dort nun in kurzen Videos die Filmstarts der Woche und die Rubrik „Jacobi empfiehlt“.

"Das Interesse an ,Vaiana’ ist riesig", berichtet der Kinochef.
"Das Interesse an ,Vaiana’ ist riesig", berichtet der Kinochef.
(Foto: Disney/dpa)

Was aus Sicht des Kinobetreibers aber auch zieht: Inhalte. Die Leute würden heute nicht mehr ins Kino gehen und dann entscheiden, was sie gucken, sondern bewusst wegen eines Films kommen. Weil die Inhalte offenbar stimmten, seien im vierten Quartal die Besucherzahlen deutlich nach oben gegangen. „Was mich freut, ist, dass die Familien gekommen sind.“ Denn wenn die Eltern ihren Nachwuchs mitbringen, kann eine neue Generation Kinogänger heranwachsen. Und: „Beim Familienkino liegen wir im Vergleich zu anderen Städten über dem Schnitt. Wir sind ein Familienkino.“

So zählten zu den Kassenschlagern in der König-Heinrich-Straße etwa die Pixar-Produktion „Alles steht Kopf 2“, der neueste Teil der „Ich – einfach unverbesserlich“-Reihe sowie der aktuell noch laufende Disney-Streifen „Vaiana 2“. Letzterem prophezeit Jacobi einen noch größeren Erfolg als „Alles steht Kopf 2“ – wegen des Inhalts: „Es gibt eine starke, junge, weibliche Hauptfigur, mit der sich die Kinder identifizieren können.“

Auch mit Blick auf das Programm über den Jahreswechsel wird Jacobi nicht bange: In dieser Woche startet „Mufasa“, die Vorgeschichte zu „König der Löwen“. Zudem läuft seit der Vorwoche der Musicalfilm „Wicked“. Wie das Jahr 2025 insgesamt wird, vermag der Kinochef noch nicht abzuschätzen. Allerdings sieht er insgesamt die Tendenz, dass den Filmemachern der Mut zum Neuen fehle.

Bedauerlich für einen Cineasten wie Jacobi, der in seinem Filmtheater in Merseburg nicht nur auf Familien- und Mainstreamfilme setzt, sondern regelmäßig Programmpreise abräumt, weil er auch anspruchsvolleren Werken ausreichend Spielzeit einräumt. Auch wenn die, wie er berichtet, wie in diesem Jahr trotz guter Kritiken auf weniger Publikumsinteresse stoßen.

Doch was hat Jacobi selbst in diesem Jahr am besten auf der Leinwand gefallen? Der Kinochef verrät seine vier Lieblingsfilme:

1 „Emilia Pérez“Die französische Produktion über einen mexikanischen Drogenboss, der ein neues Leben beginnen will, läuft noch in den Kinos. Jacobi schwärmt: „Mich fasziniert, wie der Film gemacht ist. Man kann sich auf kein Genre festlegen. Es wird gesungen, verfolgt, gemordet. Er ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich und in jeder Minute unterhaltend.“

2 „Sterben“Das Familiendrama sei auch etwas unter dem Radar des Publikums gelaufen, dabei hätten Lars Eidinger und Corinna Harfouch – die im kommenden Jahr Gast bei den Defa-Filmtagen sein wird – sensationell geschauspielert, lobt Jacobi. Auch die Art und Weise, wie der Film erzählt ist, sei herausragend. „Der Mut zum Klamauk, ohne dass die Grundernsthaftigkeit verloren geht.“

3 „Zone of Interest“Der Oscar-Gewinner funktionierte auch an den Kinokassen. Dass die Hauptdarstellerin Sandra Hüller aus der Region (Leipzig) kommt, mag dazu beigetragen haben.

Sie spielt die Frau des Lagerkommandanten von Auschwitz. Doch es sei kein Film über das KZ, betont Jacobi: „Sondern darüber, wie Menschen in der Lage sind, schlimme Dinge zu verdrängen. Das wird hier an der Mauer zu Auschwitz auf die Spitze getrieben.“

4 „The Room Next Door“Noch ein Film mit schwerem Thema: Eine Sterbenskranke entschließt sich, ihre Therapie zu beenden und sucht jemanden – eine alte Freundin –, die sie in den letzten Lebenstagen begleitet.

Das Ergebnis sei aber bunt und lebensbejahend, preist der Kinochef. „Der Film ist enorm unterhaltsam und schauspielerisch sensationell.“