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«Die Umsatzeinbußen sind dramatisch»

Von Diana Dünschel 11.07.2008, 14:30

Merseburg/MZ. - "Ich bin seit der Wende hier. Seit rund fünf Jahren geht es nur noch abwärts. Der Markt ist für die Leute einfach unattraktiv. Deshalb kommen nur noch die Stammkunden. Mit ihnen allein kann ich aber nichts verdienen, die Umsatzeinbußen sind dramatisch", schildert Michael Poprawa vom Hähnchenstand seine Situation. Er ist von der Stadt enttäuscht. "Wir Händler haben uns bereits Gedanken gemacht über einen Markt auf der Kliaplatte. Es gibt sogar einen Plan, wo jeder einzelne einen Stand aufbauen könnte. Selbst wegen der sanitären Einrichtungen kümmerten wir uns. Doch mit unserem Vorschlag laufen wir wie gegen eine Wand."

Lutz Weiser, Betreiber des City-Snacks und seit 18 Jahren regelmäßig auf dem Wochenmarkt anzutreffen, pflichtet ihm bei: "Wir strecken uns seit anderthalb Jahren, führen Schriftverkehr mit der Verwaltung, aber es passiert einfach nichts." Und nun in den Sommerferien verbessere sich die Lage der Händler auch nicht gerade. "Unsere Kunden sind mittlerweile im Wesentlichen die Senioren. Was ist, wenn die mal nicht mehr da sind?", fragt er.

"Merseburg ist kein Einzelfall", weiß Mike Busse aus Ermlitz, der auf dem Wochenmarkt hauptsächlich Nacht- und Unterwäsche feilbietet und schon seit zwölf Jahren in der Kreisstadt mit seinem Stand präsent ist. "Mann muss einen Neustart versuchen. Einen Versuch ist es wert", findet er.

Unterstützung bekommen die Händler vom Gewerbeverein der Domstadt. "Wir würden eine vorübergehende Verlegung begrüßen. Mit dem Umfeld des Marktes gibt es starke Probleme. Die Häuser der Gebäudewirtschaft im Umfeld müssen saniert werden. Auf der Kliaplatte sind Sanitäranlagen in der Tiefgarage vorhanden, und Stromanschlüsse sollten nicht das Thema sein", sagt Vorsitzender Klaus Oberbacher und hat deshalb bereits Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) um eine "wohlwollende Prüfung und kurzfristige Entscheidung in den entsprechenden Gremien" gebeten.

Letztlich entscheide der Stadtrat darüber, erklärte Folkmar Bothe, Leiter des Ordnungs- und Gewerbeamtes, auf Nachfrage der MZ. Er teile die Sorgen der Händler, der Wochenmarkt sei aber ein schwieriges Thema, meint er. Der mögliche Standort Kliaplatte werfe einige Fragen auf, zum Beispiel, wo die Fahrzeuge abgestellt werden, die nicht für den Verkauf benötigt würden. "Auch ist im Vergleich zum Markt die nutzbare Fläche geringer und kein Entwicklungspotenzial gegeben, es müsste eine 3,50 Meter breite Rettungsgasse frei bleiben, und auch die Außengastronomie von Fleischer und Bäcker darf nicht unberücksichtigt bleiben", zählt er weiter auf.

Für ihn sei aber zuerst entscheidend, ob wirklich die Mehrheit der Händler eine Standortverlegung befürworte. Er werde deshalb einen Mitarbeiter beauftragen, eine entsprechende Umfrage durchzuführen.