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Die Suche nach der Kindheit

Von HANS-ERDMANN GRINGER 28.01.2010, 18:07

MERSEBURG/MZ. - Rund 50 Kunstfreunde waren am Dienstagabend zur Vernissage erschienen. Das Hallesche Musik-Duo "Marlene Fluch und David Schneider" spielte einfühlsame Chansons und Jazz-Titel, während sich die Besucher mit den Werken der in Nischni Nowgorod geborenen und dort lebenden Malerin vertraut machten. Rund 25 Ölbilder sind ausgestellt und spiegeln ein interessantes Schaffensspektrum der erst 29-Jährigen wider. Die Teddys, zu denen offenbar Steiff-Figuren die Vorlage lieferten, sind sogar in einer kleinen Bilderserie zu sehen: der Teddy als Kapitän, Hausbär-Mann und -Frau. Und sie gefallen, weil sie scheinbar menschliche Gefühle wider zu spiegeln scheinen.

Sie seien mehr als nur eine einfache Zärtelei. In diesen plüschigen Gestalten steckten auch eine ganze Weltempfindung, die im Alter bei manchem verloren gehen könne,

hob dann auch Fritz René Grabau ein Zitat der Malerin hervor. Grabau ist Dekan der Hochschule Magdeburg-Stendal, und vertritt die Stiftung seines Vaters, eines anerkannten Wirtschaftsrechtlers, der vor zehn Jahren verstorben ist. Die Stiftung mit Sitz in Halle, die die Ausstellung ermöglicht hat, fördert seit langem junge aufstrebende Künstler und Wissenschaftler, um den interkulturellen Dialog zu fördern und ihnen einen schnelleren Start zu ermöglichen. So habe man beispielsweise derzeit den Chor der Landesschule Schulpforta bei einer Reise nach Ägypten unterstützt, sagte Grabau.

Auf Frau Ryabchevskaya sei man durch einen Geheimtipp bei einem Besuch in Russland aufmerksam geworden. Er hoffe, dass die Künstlerin zur Finissage der Merseburger Schau dabei sein könne. Zum Auftakt hätten dies Einreiseschwierigkeiten leider verhindert.

Die Bilder der russischen Künstlerin zeigen neben den Teddys auch Kreatürliches aus Flora und Fauna wie farbenfrohe Blumenstillleben, stimmungsvolle Winterlandschaften (als Bildertriologie) und Tierfiguren. Dabei entwickelt Frau Ryabchevskaya ihre Bild-Collagen mit unterschiedlichen Materialien und trägt sie dick auf die Leinwand. So verbindet Acryl, Ölfarben und Farben für lasierende Glasmalerei mit Stuckteilen, was zu farbenfrohen, teilweise sogar plastischen Bildkompositionen führt, die vor Emotionen förmlich sprühen. So wie etwa bei "Treuer Freund, verratener Freund" aus dem Jahr 2009, das einen schwarzen Mischlingshund zeigt, dessen symbolische Trauer um Einsamkeit, Verlust und Sehnsucht förmlich greifbar wird.

Es sei eine wirklich interessante Schau war die Meinung vieler Gäste nach dem ersten Rundgang. Auch der Merseburger Klaus Dieter Urban fand Lob, und Eberhard Nitt aus der Domstadt bestätigte, die Bilder hinterließen "tatsächlich einen guten Eindruck".

Die Schau im Kunsthaus "Tiefer Keller" ist bis zum 28. Februar zu sehen. Öffnungszeiten: jeweils dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr.