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Die Musik von Bach swingt munter in der Zeitmaschine

Von Hans-Erdmann Gringer 13.08.2007, 03:44

Merseburg/MZ. - Sie kommen aus dem Ruhrgebiet, sind Kirchen - und Orchestermusiker und Musiklehrer. Sie sind grau meliert, an die 50 und absolute Könner an ihren Instrumenten: die Herren Thomas Gabriel (Klavier), Gunnar Polansky (Bass) und Martin Klusmann (Schlagzeug). Allesamt eint sie die Liebe zu Johann Sebastian Bach und seiner Musik, die sie als Jazz so in die Neuzeit transformieren, adaptieren und variieren, dass sich Klassik- wie auch Jazzfreunde daran begeistern können, es aber immer noch Bach bleibt und als solcher erkennbar ist.

Zwölf Mal im Jahr geben sie Konzerte, zwei CDs sind bereits veröffentlicht. In Arnstadt waren sie 2005, nun am Wochenende in Merseburg. Das Thomas-Gabriel-Trio trat im Rahmen der "Konzerte im Kreuzgang" auf. Der Ort war diesmal angesichts des Wetters aber

der Dom selbst, wo die Akustik phänomenal ist, so Gabriel. Und die rund 50 Konzertbesucher konnten sowohl dies als auch die Musikalität des Dargebotenen, mit viel Humor und Witz vorgetragen (Gabriel: "Die Zuhörer rätseln immer, wann sie klatschen sollen. Wir wissen es auch nicht."), nur bestätigen. "Bach ist so strukturiert, dass man mit ihm alles machen kann", begründet Gabriel sein Faible für dessen Musik. Er lässt ihn swingen, grooven, wechselt den Rhythmus, ja selbst Walzer kann man nach Bach tanzen, wie das Trio beweist.

Die Partita Nr. 2 (Bachwerkeverzeichnis 826) gab den Auftakt des rund 90-minütigen Konzertes, es folgten u. a. das Concerto G-Dur für Orgel, natürlich die Toccata und Fuge d-Moll. Auch ein ursprünglich von Antoni Vivaldi für Geige komponiertes und von Bach für die Orgel umgeschriebenes Concerto in H-Moll kam zu Gehör. Einfach Klasse, meinten die Besucher wie Volkmar und Claudia Voeckel aus Merseburg, Die Bachfans waren hin und weg. Der lange Applaus forderte eine Zugabe heraus, und das Badinery genannte bekannte Stück, der Schlusssatz einer Orchestersuite, verzückte vollends.

Wer das Trio verpasst hat, sollte sich den 1. März kommenden Jahres im Kalender dick anstreichen. Dann gastieren die drei Herren gemeinsam mit Domorganist Michael Schönheit im Gewandhaus in Leipzig. In Merseburg mussten die Drei aber auch erleben, dass Kunst ihren Preis hat. Ihr Glas Wasser zur Erfrischung in der Pause durften sie nämlich selbst bezahlen.