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Der Wassermann Der Wassermann: Helmut Soller plant neues Kraftwerk in Merseburg

Von Robert briest 20.08.2017, 14:00
Rotation aus Wasserkraft: Eine ähnliche Anlage will Helmut Soller bald auch am anderen Saaleufer errichten lassen.
Rotation aus Wasserkraft: Eine ähnliche Anlage will Helmut Soller bald auch am anderen Saaleufer errichten lassen. Peter Wölk

Merseburg - Wenn es um Wasserkraft und Mühlen geht, wird Helmut Soller zum Dozenten. Da bemüht er schon mal die alten Ägypter und Adenauer, um den historischen Weg zur heutigen Nutzung von Flüssen und ihrer Energie zu illustrieren. Dass der 60-Jährige im Stoff steht, ist kein Wunder, schließlich betreibt der gelernte Industriekaufmann und Maschinenbauer in Bayern und Mitteldeutschland zehn Wasserkraftwerke.

An der Unstrut, in Wettin, auf der Mühleninsel in Merseburg. Schon bald soll nach seinen Plänen ein elftes hinzukommen. Vis á vis, von seinem jetzigen Standort in Merseburg, auf dem Gelände der alten Papierfabrik Königsmühle. Die Unterlagen sind fertig, die Ausschreibung läuft.

Im Herbst würde der Bayer aus der Nähe von Ingolstadt, der mit „Grüß Gott“ empfängt und stets ein hartes „R“ spricht, gern mit dem Bau beginnen. Das wäre dann 30 Jahre nach seinem ersten Wasserkraftwerk. „Wir haben kürzlich das Jubiläum gefeiert“, berichtet er. Damals 1987, als an Energiewende noch nicht zu denken war, begann er eine alte Papierfabrik bei Regensburg zu renovieren und ihre Turbine wieder ans Netz zu bringen.

Helmut Soller: „Die Wasserkraft ist die ursprünglichste Kraft“

„5,6 Pfennig pro Kilowattstunde habe ich damals bekommen.“ Nachdem die bayrische Landesregierung einen Vorläufer des heutigen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschlossen hatte, wurde es deutlich mehr. „Die Wasserkraft ist die ursprünglichste Kraft“, schwärmt Soller und verweist auf Jahrtausende der Nutzung. Ihm eröffnete schließlich die Wende neue Möglichkeiten. Während in Bayern Mühlen vererbt würden, wie er sagt, standen im Osten zahlreiche zum Verkauf. Soller griff zu, auch weil die Saale mit ihren Kaskaden von Anfang bis Ende ideale Bedingungen biete.

Der Zustand der Häuser war gleichwohl oft alles andere als ideal. Die Meuschauer Mühleninsel ist hierfür ein Beispiel. Der große Backsteinbau über dem Wassereinlass war heruntergekommen. Der Bayer investierte acht Millionen in das Objekt, musste auch Rückschläge hinnehmen. Für ein geplantes Hostel fand er keinen Betreiber, das Kraftwerk ging erst mit einigen Jahren Verzögerung ans Netz.

Sollner behält sein Kraftwerk über Kameras im Auge

Heute ist die Insel mit ihren Wohnungen, betreutem Wohnen, der Übungsstrecke für Wildwasserkanuten ein Kleinod. Und dennoch erklärt Soller: „Wenn es die Wasserkraft nicht gäbe, wäre das hier ein Fiasko.“ Mittlerweile habe er immerhin 85 Prozent der Flächen vermietet, nur die Geschäftsräume seien ein Ladenhüter: „Gewerbetreibende in Merseburg zu finden, ist schwierig.“

Kürzlich hat Soller auch den Nordteil der Insel gekauft. Handwerker bereiten derzeit die Garagen auf. „An manchen Kraftwerken bin ich seit zwei Jahren nicht mehr gewesen. Hier bin ich alle 14 Tage“, erzählt der Geschäftsmann. Es gibt halt Anlagen, die mehr Spaß machen.“ Wenn er hier ist, dann schlafe er immer in einer Pension. Da gebe es Frühstück, dass sei praktisch.

Um das Alltagsgeschäft kümmert sich sein Mitarbeiter Gisbert Dose. Soller hat seine Kraftwerke aber immer im Blick: Per Internet logge er sich in den Leitrechner ein. „Über eine Kamera kann ich sehen, was hier los ist, und bei Bedarf Einstellungen verändern.“ (mz)