1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Denkmäler in Merseburg: Denkmäler in Merseburg: Lenins aufgesägter Mantel

Denkmäler in Merseburg Denkmäler in Merseburg: Lenins aufgesägter Mantel

Von Tilo Krippendorf 13.10.2015, 08:23
Abtransport von Lenin
Abtransport von Lenin Winter-Schulz Lizenz

Merseburg - Auch 25 Jahre nach dem Ende der DDR ist das Interesse an den verschwundenen Denkmälern von Merseburg ungebrochen. Nach der Berichterstattung der MZ zum Verbleib der imposanten Lenin-Statue und eines Jagdflugzeugs am Gotthardteich haben sich viele Leser gemeldet und sich an weitere Details erinnert.

Glocken sollten gegossen werden

Christine Winter-Schulz hatte beim Stadtplanungsamt gearbeitet und war gleich nach der Wende für die Umstrukturierungen rund um den Flugplatz zuständig. „Es war eine sehr interessante Arbeit“, erinnert sich Winter-Schulz und kann eine interessante Anekdote erzählen: So wurde die knapp 16 Tonnen schwere Lenin-Statue in einem Hangar auf dem Flugplatz eingelagert. „1991 hatte eine thüringische Firma Interesse an der Bronzestatue und wollte Glocken daraus gießen. Ich habe den Hangarschlüssel aus dem Safe des damaligen Oberbürgermeisters organisiert, wir sind dann dort hingefahren“, sagt Winter-Schulz.

Allerdings war der Hangar aufgebrochen und der Mantel des neun Meter hohen Lenindenkmals beschädigt. „Offenbar hat jemand versucht, das Metall zu stehlen, ist aber nicht fertig geworden“, sagt Winter-Schulz. Für den versuchten Buntmetalldiebstahl hat sie auch jemanden im Verdacht: „Zu der Zeit arbeitete eine Firma auf einem großen Schrottplatz des Geländes. Dort wurde damals viel von der alten Sowjettechnik auseinandergebaut“, sagt die ehemalige städtische Angestellte. Arbeiter von dort könnten mitbekommen haben, dass die Lenin-Statue im Hangar liegt und dem Denkmal zu Leibe gerückt sein.

Nachdem die Statue zum Materialpreis von damals rund 20 000 D-Mark an einen holländischen Investor verkauft wurde, verließ der metallene Lenin Merseburg mit den Füßen voran in Richtung Westen. Winter-Schulz besuchte das Denkmal dann sogar im Urlaub noch mal, auf dem Privatgelände des Investors im Örtchen Tjuchem. „Er stand dort an einem Feldrand neben Ställen, das war schon kurios“, sagt die 61-Jährige heute.

Ausbildungsflieger auf dem Sockel

Auch Robert Schmidt kann etwas zu einem anderen ehemaligen Merseburger Denkmal erzählen: Der Mig 15, die inzwischen in einem baden-württembergischen Museum wieder aufgetaucht ist. „Es handelt sich bei dem Merseburger Flugzeug um eine Mig 15-UTI. Das UTI steht für eine Ausbildungsversion, einen Zweisitzer“, schreibt Robert Schmidt.

Am 12. Dezember 1990 sei das Flugzeug dann abgebaut worden. Auch Karl-Heinz Hyna hat das Denkmal für die deutsch-sowjetische Freundschaft noch in guter Erinnerung: „Am 14. Dezember 1991 bin ich dort vorbeigefahren. Da haben Leute mit Schweißbrenner gearbeitet, ich habe das fotografiert. Dann kam ein russischer Offizier und hat mich weggeschickt. Ich dachte schon, dass sie mir meine Kamera wegnehmen wollten“, sagt Hyna.

Im Jahr 1993 verschwand dann auch der letzte Rest des Flieger-Denkmals, der Sockel aus Stahlbeton. Heute ist an dieser Stelle ein Skate-Park. (mz)

Der letzte „Flug“ der Mig 15 in Merseburg im Jahr 1990. Im unteren Bild ist die Lenin-Statue beim Abtransport im Jahr 1997 zu sehen.
Der letzte „Flug“ der Mig 15 in Merseburg im Jahr 1990. Im unteren Bild ist die Lenin-Statue beim Abtransport im Jahr 1997 zu sehen.
Repro/Schmidt Lizenz