Bildung Den berufsbildenden Schulen im Saalekreis gehen die Lehrer aus
Bei der Suche nach Ersatz für Lehrer im Saalekreis kommt es zu Schwierigkeiten und zur Konkurrenz mit den Betrieben.

Leuna/MZ - Dass es den Schulen an Lehren mangelt, ist in aller Munde. Doch wie sieht es eigentlich mit den Lehrern und Ausbildern an den Berufsschulen im Saalekreis aus? Auch dort ist eine Versorgung zu 100 Prozent nicht gewährleistet.
Pro Woche würden etwa 67 Lehrstunden fehlen, betont Tobias Kühne, Pressesprecher des Landesschulamtes Sachsen-Anhalt. Dabei spricht er konkret von der Berufsbildenden Schule des Landkreis Saalekreis (BBS), die jeweils einen Standort in Leuna und Halle hat. Die Lehrkräfte werden an beiden Standorten eingesetzt werden können. In Summe würden dort drei Lehrkräfte fehlen.
Doch der Mangel würde punktuell auftreten und nur bestimmte Bereiche treffen. „Bei den Berufsbildenden Schulen des Saalekreises gibt es die traditionelle Schwerpunktsetzung auf die Ausbildung von Berufen im Bereich der chemischen Industrie. Hier ist es tatsächlich schwierig, Lehrkräfte oder Seiteneinsteigende zu finden, die in diesem Bereich unterrichten können“, sagt Kühne. Dabei stünde die Personalgewinnung zur Ausbildung von Nachwuchs in Konkurrenz mit dem Werben um Fachkräfte durch die Industrie selbst. „Das ist eine schwierige Situation“, stellt der Pressesprecher klar.
Um dem Mangel entgegenzuwirken, schreibt das Schulamt unbefristete Stellen aus. Die Bewerbungsfrist für die Schulen im Saalekreis endete erst kürzlich, erzählt Kühne. Derzeit würden die Bewerbungen ausgewertet und die Einstellungsphase beginnen. Ein anderes Mittel seien zudem befristete Stellen. „Diese füllen übergangsweise Lücken, die durch Schwangerschaften, Elternzeiten oder längere Erkrankungen entstehen.“
An den Berufsschulen würden Seiteneinsteiger einen wichtigen Bestandteil ausmachen. Der Schulamtssprecher bezeichnet sie als unverzichtbaren Teil der Schullandschaft. In Sachsen-Anhalt sei ungefähr jede zehnte Lehrkraft als Seiteneinsteiger in den Schuldienst gekommen. Wie viele genau es an den Berufsschulen im Saalekreis sind, hat er nicht genannt. „Durch ihre eigene langjährige Arbeit im Berufsfeld, in dem sie dann auch unterrichten, bringen sie wertvolle und sehr konkrete Praxisbezüge mit in den Unterricht. Das ist ein Gewinn insbesondere für die Schülerinnen und Schüler“, sagt Kühne. Doch es komme auch vor, dass Seiteneinsteigende dem Lehrerberuf den Rücken zukehren, weil es doch nicht das Richtige für sie sei.
Doch die meisten Azubis werden in ihrer Ausbildung nicht nur in der Berufsschule unterrichtet, sondern zu einem großen Teil in den Betrieben selbst. Dort spielt das Thema Seiteneinsteiger eine weniger große Rolle. Die Betriebe stellen ihre eigenen Ausbilder. „Diese müssen natürlich in dem Beruf ausgebildet sein, wo sie selbst ausbilden wollen“, erklärt Simone Danek, Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Einen Mangel an Ausbildern gebe es in ihrem Bereich demnach nicht. Die einzelnen Unternehmen würden dafür Sorge tragen, ausreichend Ausbilder zu haben, weil sie darauf angewiesen seien, immer wieder Fachkräfte anzulernen. „Es kann partiell einen Mangel geben, wenn beispielsweise jemand in den Ruhestand geht. Aber die Unternehmen suchen rechtzeitig nach einem Ersatz“, erklärt Danek. Dafür müsse bei der IHK ein Ausbilderschein erworben werden. Zur Zeit gebe es ungefähr 600 Ausbilder, verteilt auf 1.800 ausbildende Betriebe im Bereich der IHK.