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Defa-Filmtage in Merseburg Defa-Filmtage in Merseburg: Schauspieler Götz Schubert erinnert sich

Von Martin Härtig 25.02.2014, 20:37
Götz Schubert (r.) und Paul Bartsch von der Hochschule hatten ein unterhaltsames Filmgespräch.
Götz Schubert (r.) und Paul Bartsch von der Hochschule hatten ein unterhaltsames Filmgespräch. V. Grätsch Lizenz

Merseburg/MZ - „Die wichtigste Eigenschaft des Revolutionärs ist Geduld.“ Dieses Zitat aus dem Film „Zwei schräge Vögel“ aus dem Jahre 1989 wurde am Sonntagabend das inoffizielle Motto des letzten Defa-Filmtages. Schauspieler Götz Schubert, einer der Hauptdarsteller des Filmes und auch derjenige, von dem das obige Zitat stammt, ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, persönlich zu erscheinen.

„Selbst an die Schallplatten haben Sie gedacht“, scherzt er, als er nach dem Film vor der Leinwand Platz nimmt. In seiner Hand hält er dabei eine Diskette, die auf dem Tisch lag. Es ist eine Anspielung auf den Film, in dem zwei Wärter einen Satz Disketten konfiszieren und sie dabei fälschlicherweise für eben jene Schallplatten halten.

Das Leben zweier Informatik-Studenten

Das Werk von Regisseur Erwin Stranka zeigt das Leben von zwei jungen Informatik-Studenten, gespielt von Schubert und Matthias Wien, die ein Computerprogramm zur Fehlersuche und -behebung entwickelt haben. Das Programm versagt jedoch und führt zum Chaos in der von ihnen entwickelten computerorganisierten Raumverteilung der Universität Leipzig. Die beiden werden daraufhin in einen Volkseigenen Betrieb nach Finsterberg-Dodeleben in Thüringen geschickt.

„Das Tolle am Film ist die Selbstironie“, erzählt Schubert. Gespickt mit vielen humoristischen Anspielungen, parodiert das Werk das Staatssystem der DDR. „Zur Produktionszeit habe ich den Film gar nicht als so lustige Geschichte empfunden. Das fällt mir erst heute so richtig auf“, sagt Schubert. „Heute lacht man einfach darüber. Früher auch, aber irgendwie anders. Bei der Premiere gab es damals sogar Szenenapplaus.“ Heutzutage sehe man den Titel als reines Unterhaltungswerk. „Vor 25 Jahren war es aber auch ein aufbegehrendes Lachen. Einen Tag vor der Premiere war die ungarische Grenze geöffnet worden.“ Er selbst habe an diesem Tag jedoch nicht viel davon mitbekommen. „Ich war aufgeregt und habe mich mehr auf mich konzentriert.“ Witzelnd ergänzt er: „Die Revolution hat der Film aber nicht ausgelöst.“

Parallele zur Sparpolitik

Die Paarung mit Wien habe sich bei den Probeaufnahmen spontan entwickelt. „Matti und ich waren eine Konstellation von mehreren. Einer der Assistenten soll Stranka wohl dann dazu geraten haben, uns beide zu nehmen.“ Eine gute Besetzung macht den halben Film aus, zitiert er seinen Schauspielkollegen. Angesprochen auf sein Engagement beim Theater zieht er eine Parallele zur Sparpolitik des Landes Sachsen-Anhalt. „Es ist toll, wenn es viele verschiedene Theater gibt, aber es ist auch ein täglicher Kampf, diese zu erhalten.“ Wer etwas durchsetzen wolle, brauche Geduld und müsse den Druck aufrecht halten, schließt er den Kreis. „Wer kein Theater eröffnen kann, kann auch keins leiten.“

Heute spielt Schubert in Kinofilmen („Spieltrieb“), TV-Produktionen („Tatort“) und wieder vermehrt auf der Theaterbühne. So gehört er seit 2013 zum Ensemble des Schauspielhauses Hamburg. „Die Tragödie ’Die Rasenden’, für die ich mich dort verpflichtet habe, geht knapp sechs Stunden“, lächelt er und lädt dabei das Publikum in die Hansestadt ein. Nach dem Filmgespräch erhielt der Schauspieler ausgelassenen Applaus und gab noch fleißig Autogramme.