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"Das ist mein Weihnachten" "Das ist mein Weihnachten": Ein Traum aus Holz im Vorgarten

Von Diana Dünschel 17.12.2019, 14:00
Meterhoch schmücken Pyramiden und Schwibbogen den Vorgarten von Herbert Thews.
Meterhoch schmücken Pyramiden und Schwibbogen den Vorgarten von Herbert Thews. Robert Briest

Merseburg - Beleuchtete Vorgärten gibt es viele. Der von Herbert Thews in der Fritz-Hofmann-Straße in Merseburg-Freiimfelde sticht hervor. Denn statt bunter Lichterwelt setzt der 89-Jährige auf erzgebirgische Traditionen, wie Riesen-Schwibbogen und meterhohe Pyramiden zeigen.

Sie alle hat der Senior samt Figuren natürlich selbst gebaut und selbst gedrechselt, was seine große Leidenschaft ist, seit er als Kind ein Taschenmesser bekam und sich mit Schnitzen die Zeit vertrieb, während sein Vater angelte. 960 Teile zählt die Dekoration genau.

Jeden Adventsabend zwischen 16 und 20 Uhr

Jeden Adventsabend zwischen 16 und 20 Uhr schaltet der ehemalige Waggonbauer in Ammendorf sein Holz-Wunderwerk per Fernbedienung ein. Es sei denn es regnet oder schneit. Dann muss Herbert Thews zwar ebenfalls raus, aber um alles abzudecken. Das Holz könnte sonst Schaden nehmen. Täglich um 18 Uhr folgt bei ihm der nächste Höhepunkt: Dann kommt oben aus einer kleinen Tür im Dachgiebel der Sandmann heraus und grüßt die Besucher.

Die dürfen auch nicht nur staunend vor dem Zaun stehen. Wer den roten Knopf neben der Pforte drückt, setzt eine zweiminütige Spieluhr in Gang und bekommt mit bekannten Weihnachtsliedern sozusagen eine Multimediashow geboten.

30 Jahre lang macht das Herbert Thews schon so

30 Jahre lang macht das Herbert Thews schon so. In der gesamten Nachbarschaft ist es für Generationen von Menschen inzwischen Brauch, in der Weihnachtszeit wenigstens ein Mal zu seinem Haus zu pilgern. Busse haben da schon gehalten. Mitglieder des benachbarten Reitvereins kommen mit ihren Kutschen. Und der Senior weiß sogar von Gästen aus Japan zu berichten und zeigt eine Kinderzeichnung, die er als Dankeschön erhielt und natürlich sorgsam aufgehoben hat.

Ihm selbst wird der Trubel nie zuviel, sagt er. „Ich brauche Beschäftigung. Wenn alles läuft, freue ich mich.“ Schließlich hat der gelernte Schlosser wieder viel Arbeit in sein Weihnachtshaus gesteckt. Seit Oktober laufen die Vorbereitungen. „Ich muss doch kontrollieren, ob alles noch ganz ist und die Elektrik stimmt.“

„Ich habe noch nie eine Firma gebraucht“

Wenn nicht, ist er in Schuppen und Werkstatt in seinem Element. Dieses Jahr zum Beispiel spielte plötzlich die neun Meter lange Beleuchtung verrückt. Aber auch das konnte er am Ende reparieren. „Ich habe noch nie eine Firma gebraucht“, ist er stolz. Nur die entsprechende Leiter musste er sich bei einem Nachbarn borgen.

In seinem Wohnzimmer gab es dieses Jahr schon zwei Proben für den Weihnachtsabend. Gemeinsam mit Nachbarskindern aus der Siedlung findet dann eine Aufführung statt. Herbert Thews zeigt den Ablaufplan. Er wird eine kleine Ansprache halten. Dann läuten Glocken Weihnachten ein. Die Mädchen und Jungen singen Lieder und rezitieren Gedichte. Der gebürtige Wettiner ist mal wieder als Schlumpf zu erleben.

„Das ist mein Weihnachten“

Zum Schluss kommt wie immer der Sandmann aus seiner Tür. Weil der aber automatisch startet, müsse alles auf die Minute genau abgestimmt sein. Schließlich kommt der Weihnachtsmann und verteilt Geschenke in kleinen Beuteln, die der Witwer selbst finanziert. Rund 40 Stück hat er wieder dafür vorbereitet.

„Das ist mein Weihnachten“, sagt er. Ein Fest, dass für ihn schon als Kind etwas Besonderes gewesen sei. Seinem Vater sei der Christbaum das Wichtigste gewesen. Er selber hat schon seit Jahren keinen mehr, weil eine seiner Pyramiden direkt vor dem großen Wohnzimmerfenster steht und den Raum erstrahlen lässt. (mz)