Das alte Pergament in der Hand spüren
Merseburg/MZ. - Seinem Ältesten, dem Johann Georg II., hinterließ der sächsische Kurfürst Johann Georg I. (1585-1656) Kursachsen mit der Residenz Dresden. Der Zweite, August, bekam das Herzogtum Sachsen-Weißenfels, der Drittgeborene namens Christian Sachsen-Merseburg und Moritz Sachsen-Zeitz. So entstanden 1657 die drei Sekundogenituren.
In allen drei ehemaligen Residenzen wird das 350-jährige Jubiläum gefeiert. Das Kulturhistorische Museum Schloss Merseburg vergrößert aus dem Anlass seine Barockausstellung und ergänzt sie um eigene Stücke sowie wertvolle Leihgaben (die MZ berichtete). Eröffnet wird die Sonderschau im Mai. Als kleinen Vorgeschmack hat das Museum gemeinsam mit der Kreisvolksschule bereits jetzt schon zwei Führungen angeboten - in der vergangenen Woche für Besucher mit Vorkenntnissen, am Mittwoch für eher "unbeleckte" Interessenten.
An der ersten Veranstaltung nahmen in erster Linie Merseburger Schloss- und Stadtführer teil, wie zum Beispiel Lieselotte Witte, Britta Weber oder Harald Friedrich. "Solche Gelegenheiten nutzen wir natürlich, um uns selbst zu informieren und weiter zu bilden", hieß es unisono. Museumschefin Karin Heise hatte für die Gruppe dann auch einige Bonbons parat.
Ehe es in die Ausstellungsräume ging, lud sie zu einem Gespräch ins "Hinterzimmer". Hier lagen bereits einige Exponate der Ausstellung zum Anfassen und Anschauen bereit. Mit diesen Stücken vor Augen wirkten die Ausführungen über Herzogszeit, die Tätigkeit der Administratoren und den Umbau des Schlosser gleich viel lebendiger. Es war schon beeindruckend, selbst zu spüren, wie sich das Pergament anfasst, auf dem die von Christian II. im Jahr 1657 verkündete und unterschriebene Handwerkerordnung steht. Oder in dem Buch zu blättern, in dem ein Treffen der vier Brüder im Februar 1678 in Dresden in aller Ausführlichkeit beschrieben wurde. Der Band "Die Durchlauchtigste Zusammenkunfft" listet von der Sitzordnung beim Festmahl bis zum Gottesdienst akribisch alle Feste, Feiern und Tagesabläufe auf. Diese Exponate finden sich in der Ausstellung.
Ein geführter Rundgang durch die Barock-Ausstellung für Interessierte ohne Vorkenntnisse findet am Mittwoch 16.30 Uhr statt. Anmeldungen über die Kreisvolkshochschule unter Tel. 03461 / 401607.