"Damit ist klar wir sind raus" "Damit ist klar wir sind raus": Sind Merseburger Jugendklubs wirklich vor dem Aus?

Merseburg - Müssen der Jugendklub in Beuna und der Klub „Bummi“ in Merseburg-West nun doch geschlossen werden? Bereits vor einem Jahr waren beide Klubs in ihrer Existenz bedroht. Nun steigt die Caritas als Träger aus. „Wir haben die Mietverträge für beide Objekte tatsächlich schon vor geraumer Zeit gekündigt“, erklärte Susanne Willers, Vorstand des Caritas Regionalverbandes, auf Anfrage der MZ. Außerdem habe man beim Landkreis Saalekreis und bei der Stadt Merseburg keine weiteren Anträge auf Projektfördermittel oder Personalkostenzuschüsse gestellt. „Damit ist klar, dass wir raus sind“, so Willers.
Klubs konnten für 2019 nur gerettet werden, weil Stadt Geld an anderer Stelle nicht benötigte
Im vergangenen Jahr hatte Merseburgs Finanzbürgermeister Bellay Gatzlaff gegenüber der Caritas bereits angekündigt, dass die Stadt möglicherweise ab 2020 die Zuschüsse in Höhe von 37.000 Euro für beide Klubs nicht mehr leisten könne. Damals hatte Susanne Willers bereits darauf hingewiesen, dass die Caritas nicht noch ihr eigenes Geld mitbringen könne, um die Aufgaben der Stadt, die für die Jugendarbeit zuständig sei, zu erledigen.
Für den Klub „Bummi“ bekam die Caritas im vergangenen Jahr 43.000 Euro vom Kreis, 2900 Euro und das mietfreie Objekt von der Stadt, zahlte aber 9 800 Euro selbst. Für Beuna bekam man 27.000 Euro vom Landkreis, 29.428 Euro von der Stadt und übernahm knapp 4000 Euro selbst. Aufgrund einer geänderten Richtlinie zur Förderung der Jugendarbeit bekam die Caritas jedoch weniger Geld vom Landkreis. Und die beiden Klubs konnten für 2019 nur gerettet werden, weil die Stadt Geld an anderer Stelle nicht benötigte und hier zuschießen konnte.
Zwischen September und März rund 30 Jugendliche im Klub in Merseburg
Das war aber nur die Rettung für ein Jahr. Und nun? „Ich habe mich noch gar nicht getraut, meinen Jugendlichen zu erzählen, dass unser Klub vermutlich zum Jahresende schließen muss“, sagte Michael Knorr, der den „Bummi“ für die Caritas leitet, der MZ. Das werde für viele ein Schock sein. „Jetzt kommt die kalte Jahreszeit. Wo sollen die Jugendlichen denn hin?“
Laut Statistik kämen zwischen September und März täglich rund 30 Jugendliche in den Klub in Merseburg-West. Ob es für „Bummi“ weitergeht, weiß auch Thomas Nemson, Merseburgs Jugendamtsleiter, noch nicht. Der Knackpunkt seien immer die Personalkosten. „Und wir haben für 2020 noch keinen bestätigten Haushalt.“ Nach MZ-Informationen gibt es zwar Gespräche mit einem neuen Träger, doch auch der muss das Ganze ja finanziell stemmen können.
Gemeinnützige Unternehmergesellschaft will neuer Träger für Klub werden
Für den Jugendklub Beuna hingegen gibt es tatsächlich Licht am Ende des Tunnels – und das aus zwei Gründen. Aufgrund der seit 2008 geltenden Gebietsänderungsvereinbarung mit Beuna würde es für den Jugendklub auch weiterhin einen Personalkostenzuschuss geben. Zum anderen werden die „Kinderträume Merseburg UG“ vermutlich erneut zum Retter. Die gemeinnützige Unternehmergesellschaft, war von Eltern der Kita-Kinder vom „Rappelschloss Beuna“ gegründet worden und war 2014 eingesprungen, nachdem der bisherige Träger ausgestiegen war. Am Wochenende wurde deshalb auf dem Kita-Gelände ganz groß das fünfjährige Bestehen gefeiert.
Nun wird „Kinderträume Merseburg“ wohl auch den Jugendklub retten, ihn als Träger übernehmen und so erhalten. „Der Klub ist in Sichtweite, wir arbeiten seit Jahren zusammen, und er muss einfach für die Jugendlichen im Ort erhalten werden“, sagt Tino Haring, Geschäftsführer der „Kinderträume Merseburg“. Die scheinbar einfache Lösung: „Wir stellen die bisher bei der Caritas angestellte Verantwortliche für den Jugendklub bei ’Kinderträume’ an. Sie bekommt ihren eigenen Verantwortungsbereich und wir erweitern unser Geschäftsfeld. So haben alle etwas davon.“ Alle nötigen Anträge seien bereits gestellt. (mz)