Coronafall am Herder-Gymnasium Coronafall am Herder-Gymnasium: Gesundheitsamt ordnet umfangreiche Tests ab Dienstag an

Merseburg - Schulhof und Umgebung des Merseburger Herder-Gymnasiums waren am Montagmittag verwaist. Nur einige Autos parkten auf dem Gelände. Ein Schild „Ohne Corona-Gesundheitsbogen kein Zugang zur Schule“, prangte neben dem Tor. Aus gutem Grund: Das Coronavirus hat die Schule an der Rischmühlenhalbinsel erreicht. Wie Annegret Muchow, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, erklärte, sei das Virus bei einer Siebtklässlerin nachgewiesen worden.
Infektionskette ist auf einen Besuch in Berlin zurückzuführen
Das Mädchen hatte sich offenbar bei einem Besuch in Berlin in der vorletzten Woche infiziert, wurde in der vergangenen Woche aber noch in der Schule unterrichtet. Freitagnachmittag habe ihre Familie erfahren, dass eine Person, mit der sie in Berlin Kontakt hatte, an Covid-19 erkrankt war. Am Sonntag bestätigte ein Test, dass sich die Siebtklässlerin angesteckt hat.
Da sich das Mädchen während der Inkubationszeit in der Schule aufgehalten hatte, erklärte Muchow: „Es ist fast nicht zu erwarten, dass sich niemand bei ihr angesteckt hat.“ Um einen größeren Corona-Ausbruch zu vermeiden, hat der Kreis die Schüler von zwei halben Klassen – der Unterricht erfolgt derzeit in wöchentlich wechselnden A- und B-Gruppen – sowie Lehrer, die die Schülerin unterrichtet haben, unter Quarantäne gestellt. Insgesamt seien das 42 Kontaktpersonen. Sie sollten am Montag und Dienstag getestet werden.
Umfangreiche Corona-Tests für alle ab Mittwoch
Derzeit seien Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in der Schule, um die dortigen Gegebenheiten anzuschauen, berichtete Muchow am Montag. Angedacht sei, die Testinfrastruktur in Zelten auf dem Schulgelände zu errichten. Dafür seien viele Absprachen notwendig. Mit dem Testlabor des Landesamtes für Verbraucherschutz sei vereinbart, dass diese Woche größere Mengen an Abstrichen aus dem Kreis eintreffen und untersucht werden.
Ab Mittwoch sollen nämlich nicht nur die engeren Kontaktpersonen der Schülerin, wie die jeweils 14 Schüler der beiden Klassenhälften, mit denen sie gemeinsam Unterricht hatte und die Lehrer auf Corona untersucht werden. Sondern alle Schüler der A-Woche, also jene, die vergangene Woche vor Ort waren, deren Eltern und Geschwister sowie die übrigen Lehrer können sich testen lassen – wenn sie das wollen. Landrat Hartmut Handschak (parteilos) erklärte, es gehe darum, den Eltern mehr Sicherheit zu geben und die Kontaktketten zu unterbrechen: „Ich denke, das erreichen wir dadurch.“
Ausfall des Präsenzunterrichts für die höheren Klassen
Wegen des Coronafalls und der resultierenden Quarantäne für zahlreiche Lehrer hat das Herder-Gymnasium den Präsenzunterricht für die Klassenstufen sieben, neun, zehn und elf bis auf Weiteres ausgesetzt.
Der Unterricht für die fünften, sechsten und achten Klassen läuft dagegen wie geplant weiter: „Aber wenn sich Eltern unsicher sind, dann können sie ihre Kinder zu Hause lassen“, betonte Landrat Hartmut Handschak (parteilos). Der Kreis setzte zudem die Kurse der Volkshochschule und Integrationskurse aus, die im Gebäude des Herder-Gymnasiums stattfinden.
Coronafall verursacht keine Panik, aber Landrat mahnt zur Vorsicht
Dessen Schulleiter Frank Werner-Bentke berichtete, dass die Eltern und Schüler am Sonntagabend von den Klassenlehrern über das Prozedere in Kenntnis gesetzt worden seien. „Wir versuchen möglichst schnell zu kommunizieren.“ Es habe am Montag vereinzelte Anrufe von Eltern gegeben, aber eine Panik habe er nicht bemerkt. Wie lange die Aussetzung des Präsenzunterrichts für die älteren Jahrgänge dauert, hänge von den Testergebnissen ab. „Ich bin großer Hoffnung, dass sich das Virus durch die Maskenpflicht auf den Fluren nicht so ausgebreitet hat.“
Zuletzt hatte es im Saalekreis fast zwei Wochen keine bekannten Neuinfektionen mit dem Virus gegeben. Der Fall zeige, dass es aber noch eine ganze Weile dauern wird, bis Corona kein Thema mehr sein wird, sagte der Landrat. Er appellierte daher an die Bürger, sich weiter an Hygienemaßnahmen zum Schutz vor einer Infektion zu halten. (mz)