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Chemiestandort Leuna Chemiestandort Leuna: Sicherheit ohne Kompromisse

Von Dirk Skrzypczak 27.12.2013, 19:16
Martin Schumann (vorn) kontrolliert einen Gefahrguttransport aus Polen.
Martin Schumann (vorn) kontrolliert einen Gefahrguttransport aus Polen. Peter Wölk Lizenz

Leuna/MZ - Mit einer Checkliste steht Martin Schumann vor dem polnischen Lkw, der auf dem Parkplatz für Gefahrguttransporte außerhalb des Chemiestandorts abgestellt ist. Penibel genau geht Schumann, Auszubildender beim Werkschutz der Infra Leuna, Punkt für Punkt durch. Ist das Sicherheitsdatenblatt für das Gefahrgut vorhanden? Hat der Lkw sichtbare technische Mängel? Ist die Notfallausrüstung an Bord? „Sicherheit hat für uns absolute Priorität. Gefahrguttransporte sollen schließlich keine tickenden Zeitbomben sein“, sagt Wolfgang Stephan, Leiter des Servicebereiches Werkschutz/Feuerwehr bei der Standortbetreibergesellschaft Infra.

23 000 Gefahrguttransporte

Rund 23 000 Gefahrguttransporte werden in diesem Jahr am Chemiestandort Leuna abgewickelt - mehr als je zuvor. Jeder dieser Lkw wird kontrolliert, und zwar bevor er den Chemiepark befahren darf. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Tanks erst auf dem Chemieareal befüllt werden. Unter dem Parkplatz befindet sich eine Zisterne. Sie verhindert, dass austretende Flüssigkeiten ins Grundwasser gelangen, sollte dieser Fall eintreten. Das Fazit, das Stephan zieht, ist durchaus positiv. Etwa 1,5 Prozent aller Gefahrguttransporte weisen Mängel auf, in Summe wären das 313 Fahrzeuge. „Wir reden hier aber nicht über so grobe Patzer, die für die Umwelt ein akutes Risiko darstellen“, sagt der Chef des Werkschutzes. Zumeist handele es sich um Steinschläge auf der Windschutzscheibe oder einen abgelaufenen Feuerlöscher.

Selbstdisziplin und Kontrolle

45 Mitarbeiter gehören zum Werkschutz auf dem 13 Quadratkilometer großen Standort. Sie regeln den Dienst an den 13 Toren - von denen vier auch personell besetzt sind. Sie wickeln den Besucherverkehr ab. Immerhin 220.000 Handwerker, Lieferanten oder Geschäftspartner wollen pro Jahr zu den 100 Firmen, die in Leuna ansässig sind. Für Gäste wie Arbeiter gilt die 0-Promille-Grenze innerhalb des 28 Kilometer langen Werkzauns. Und absolute Selbstdisziplin beim Befahren des Standort-Straßennetzes, von dem sich alleine 45 Kilometer in Obhut der Infra Leuna befinden. 6.000 Fahrzeuge sind täglich im Chemiepark unterwegs. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 30 Kilometern pro Stunde. Abschnittsweise ist auch Tempo 50 erlaubt. Oder je nach Betriebsgelände nur Schrittgeschwindigkeit. Mit Laserpistolen wacht der Werkschutz über die Einhaltung des vorgeschriebenen Limits. „Wer bis zu 20 km/h zu schnell ist, wird verwarnt und registriert. Im Wiederholungsfall setzen wir uns dann mit dem jeweiligen Arbeitgeber in Verbindung“, berichtet Stephan. Wer öfters zu stark auf das Gaspedal tritt oder deutlich schneller als erlaubt fährt, muss mit einem Fahrverbot am Standort rechnen. In grob fahrlässigen Fällen kann der Werkschutz einem Raser auch das Betreten des Geländes untersagen. Derart drastische Strafen seien aber die absolute Seltenheit. Zwar werde immer wieder ein Fahrzeugführer erwischt, der deutlich zu schnell unterwegs ist. „Der Erziehungseffekt tritt aber meist schon dadurch ein, dass der Betreffende mal ein halbes Jahr zu seiner Arbeitsstätte laufen muss“, sagt Stephan.

Was nur wenige wissen: Der Werkschutz der Infra Leuna kommt hin und wieder auch außerhalb des Standorts zum Einsatz. So ist das Tüv-geprüfte Personal berechtigt, Personen aus steckengebliebenen Fahrstühlen zu befreien. „Ist anderweitig keine Hilfe verfügbar, dann rücken wir aus“, sagt Wolfgang Stephan. Aber ohne Blaulicht und Sirene. Das Sondersignal darf der Werkschutz nur im Chemiepark anschalten.

Michael Niedenza (links) und Marco Lorenz kontrollieren mit der Laserpistole die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.
Michael Niedenza (links) und Marco Lorenz kontrollieren mit der Laserpistole die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.
Peter Wölk Lizenz
Der Chemiestandort ist ein Vorzeige-Industriepark geworden.
Der Chemiestandort ist ein Vorzeige-Industriepark geworden.
Peter Wölk Lizenz