Chemie-Experte bei Neujahrsempfang
Merseburg/MZ. - Vor wenigen Tagen erhielt Klaus Krug aus Merseburg Post. "Bundespräsidialamt stand auf dem Couvert und ich war völlig überrascht", so der Mitinitiator des Deutschen Chemiemuseums in Merseburg. Als einziger Bürger des Landkreises wurde er nach Berlin ins Schloss Bellevue zum traditionellen Neujahrsempfang des Bundespräsidenten Horst Köhler am Montag eingeladen. "Das macht mich natürlich ungeheuer stolz, aber es ist in erster Linie eine Würdigung der Arbeit unseres Fördervereins", betont der 65-Jährige bescheiden.
Der studierte Chemiker und Professor für Technikgeschichte kennt die Entwicklung der Region aus dem Effeff. Er ist Gründungsvorsitzender des Vereins, der sich seit 1993 um die Sammlung von Sachzeugen zur Geschichte der chemischen Industrie verdient macht und dessen Arbeit man mittlerweile in einem Museum an der Geusaer Straße in Merseburg bestaunen kann. Viele ehrenamtliche Helfer unterstützen ihn dabei, auch ehemalige Chemiearbeiter, die arbeitslos geworden waren, und deren Sachverstand hier wieder wenigstens zeitweise gefragt ist. Selbst vor Jahren in der Lehre tätig, kümmerte sich Krug seit 1983 auch als Direktor um die umfangreiche Bibliothek der Technischen Hochschule und jetzigen Hochschule (FH). "Obwohl nach der Wende die Hälfte der Bände zur Uni nach Halle umgelagert wurden, haben wir derzeit wieder einen Bestand von rund 250 000 Werken in den Regalen stehen, die teilweise unersetzbar sind", so der Chemieexperte.
Vor allem wurde er aber bekannt, als er das Projekt "Chemie zum Anfassen" ins Leben rief und inzwischen jede Menge Nachahmer gefunden hat. Kinder und Jugendliche von der zweiten bis zwölften Klasse können hier lebensnah chemische und physikalisch-technische Phänomene erkunden und so Lust auf Technik im wahrsten Wortsinn "erfahren", ist sich Krug sicher, der sich auch freut, dass die Hochschule dabei zu einem unverzichtbaren Partner geworden ist. "Die junge Generation heute hat jede Menge Verlockungen, doch viel zu wenig Angebote", so die Erfahrung des Vaters zweier Töchter, der auch schon drei Enkel hat.
Der 40 000. Schüler des Projekts wurde im Oktober begrüßt, allein 2006 experimentierten 8 000 in den Laboren an der FH, analysierten etwa Cola, mixten Parfums oder Handcremes. "Wir müssen die Tradition bewahren, wenn wir Zukünftiges begleiten wollen" ist Krugs Maxime und er lebt sie vor.