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Carl-von-Basedow-Klinikum Merseburg Carl-von-Basedow-Klinikum Merseburg: Krankenhaus in Not

Von Michael Bertram 10.10.2016, 07:04
Matthias Winkler registriert in der Notaufaufnahme viele leichte Fälle.
Matthias Winkler registriert in der Notaufaufnahme viele leichte Fälle. Michael Döring

Merseburg - Wer in die Notaufnahme geht, der muss häufig lange warten. Grund dafür ist auch im Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikum, dass viele der Patienten gar nicht dort sein sollten, sondern auch ambulant behandelt werden könnten. „Unsere Patientenkontakte nehmen seit Jahren kontinuierlich zu“, sagt Matthias Winkler, Chef der Klinik für Notfallmedizin.

Waren es im Jahr 2013 noch 21.000 Menschen, die in der Notaufnahme Hilfe suchten, werden in diesem Jahr bereits bis zu 29.000 erwartet. Gut ein Drittel der Fälle, so schätzt der Mediziner, seien nicht akut, könnten also bis zum nächsten Tag oder Montag warten.

Grund für Entwicklung

„Der Grund für diese Entwicklung ist, dass im ländlichen Raum die ambulante Versorgung nicht mehr so gut gewährleistet ist“, erklärt Winkler. Natürlich werde in der Notaufnahme niemand abgewiesen, nur müsse er sich unter Umständen auf längere Wartezeiten einstellen - je nachdem wie viele dringende Fälle vorliegen. „Es ist aber in unserem Gesundheitssystem nicht vorgesehen, dass das Krankenhaus ambulant behandelt“, sagt Winkler.

Aus gutem Grund, wie eine Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft zeigt, stünden demnach einem Erlös von 32 Euro pro ambulanter Notfall-Behandlung Fallkosten von mehr als 120 Euro gegenüber. An Patienten, die eben nur mal schnell eine Krankschreibung oder ein Rezept benötigen, ist kein Geld zu verdienen. Auf dieses ist ein Krankenhaus jedoch angewiesen, um die teure Technik, die insbesondere auch in der Notaufnahme rund um die Uhr vorgehalten wird, zu refinanzieren.

Missbrauch der Notaufnahme

Um den Missbrauch der Notaufnahme einzudämmen, wird seit Jahren in Fachkreisen über Möglichkeiten diskutiert. Immer wieder spielen dabei etwa Gebühren eine Rolle. „Das haben wir doch aber alles schon längst probiert“, sagt Winkler. „Es brachte nichts.“

Im Basedow-Klinikum geht man deshalb seit einiger Zeit einen anderen Weg. Von Freitag bis Sonntag, wenn die Praxen geschlossen haben, bieten Kassenärzte im Krankenhaus einen Sitzdienst an. „Wenn jemand in die Notaufnahme kommt, wird er gleich gefragt, ob er ins Krankenhaus oder zu einem Kassenarzt möchte“, sagt Winkler. Das funktioniere relativ gut und biete auch Vorteile. „Wenn wir zum Beispiel einen Arzt einer Fachrichtung hier haben, die das Klinikum nicht bietet, bekommen wir exquisite Befunde.“

Darüber hinaus verfügt das Klinikum über das sogenannte Manchester-Triage-System. Das standardisierte Verfahren schätzt die Dringlichkeit von Fällen ein. Anhand von 50 Parametern wird ermittelt, innerhalb welcher Zeit die Patienten behandelt werden müssen. Die Spanne reicht von sofort bis maximal zwei Stunden. „Diese Wartezeit erreichen wir aber ganz selten“, sagt Winkler. (mz)