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Bürgerservice Bürgerservice: Verloren und gefunden. Was im Ordnungsamt der Stadt Braunsbreda so alles aufbewahrt wird.

Von Diana Dünschel 27.01.2017, 10:40
Handys und Brillen gehören zu den Gegenständen, die  am häufigsten im Braunsbedraer Fundbüro abgegeben werden.
Handys und Brillen gehören zu den Gegenständen, die  am häufigsten im Braunsbedraer Fundbüro abgegeben werden. Peter Wölk

Braunsbedra - Sonnabend, 21. Januar. Ein in Braunsbedra lebender Ausländer findet eine Geldbörse mit Bargeld und Papieren und gibt sie beim Ordnungsamt der Stadt ab. Der Besitzer wird informiert, ist hocherfreut. Der ehrliche Finder bekommt einen Finderlohn. „Für uns ein Idealfall“, sagt Ordnungsamtsmitarbeiter Frank Hoffmann, der das Fundbüro leitet.

Ordnungsamt Braunsbedra: Diese Gegenstände werden am wenigsten vermisst

Im Gegensatz zu anderen größeren Städten ist es nur eine von vielen seiner Aufgaben. Es gibt auch bis auf eine Garage für Fahrräder keinen extra Raum für die Fundstücke. Die Kartons mit den Dutzenden abgegebenen Brillen, teils höherwertigen Handys und Smartphones, Wohnungs- und Autoschlüsseln sowie Geldbörsen verwahrt er ebenso in seinem Büro wie eine 2016 auf dem Parkplatz am Großkaynaer See stehen gelassene Handtasche, einen Rucksack und sogar einen leeren alten Postsack.

Letzterer wird bisher ebenso wenig vermisst wie ein Diabetiker-Besteck. „Wir hatten sogar mal zwei Hörgeräte, die leider niemand abgeholt hat“, erinnert sich Frank Hoffmann. Ein Trend, der ihm zufolge übrigens für alle „seine“ Fundstücke gilt. „Es wird kaum etwas zurückgeholt.“

Für alle Vorgänge führt er ein Fundbuch. Räder sind hier nicht nur beschrieben, sondern auch im Foto festgehalten. „Damit ich anhand der vom angeblichen Besitzer genannten Merkmale die Richtigkeit seiner Angaben überprüfen kann“, so der Stadtmitarbeiter. 2016 seien mit drei Stück auffallend wenig Fahrräder bei ihm abgegeben worden. Die größte Gefahr, sie zu vergessen, bestehe nach seiner Erfahrung jedenfalls am Einkaufsmarkt oder nach einem Gaststättenbesuch.

Ein halbes Jahr lang wird ein Fundstück gelagert

Sechs Monate muss ein Fundstück von der Stadt aufbewahrt werden. Versteigerungen übrig gebliebener Dinge gibt es in Braunsbedra allerdings nicht. „Das haben wir mal probiert. Das lohnt sich für uns nicht“, so Frank Hoffmann. Stattdessen sei man zum Freihandverkauf übergegangen. Wer zum Beispiel ein Fahrrad preisgünstig erwerben möchte, könne gern bei ihm nachfragen. Die Stadt verlange den nach Angaben im Internet recherchierten Zeitwert und die Aufbewahrungskosten. Die sind übrigens gesetzlich vorgeschrieben und betragen 55 Cent pro Tag.

Und beim Thema gesetzlich macht der Fundbüro-Verantwortliche gleich noch darauf aufmerksam, dass das deutsche Fundrecht jeden verpflichte, gefundene Dinge bei der Behörde abzugeben. „Alles andere ist eine Fundunterschlagung, die geahndet werden kann“, betont er. Es gehe also beispielsweise nicht, dass ein liegen gelassener Schlüssel an der Supermarkt-Kasse hänge oder der Wirt eine vergessene Geldbörse in seiner Gaststätte aufbewahre.

Natürlich hat Frank Hoffmann im Laufe der Jahre einige Kuriositäten erlebt. So war er sich mehrfach sicher, dass ein als verloren gemeldetes Fahrrad bei der Stadt abgegeben wurde. Doch der mutmaßliche Besitzer wollte es partout nicht wiedererkennen, wollte nur für seine Versicherung den Behördenbescheid, dass sein Rad nicht wieder aufgetaucht ist. Ein Schelm, der denkt, dass der Radler mit dem Geld der Versicherung ein neues Teil kaufen möchte.

Dreistigkeit der Besitzer ärgert den Leiter des Fundbüros

Unverständlich findet der Braunsbedraer auch, dass von ihm ermittelte und informierte Besitzer verlorener Geldkarten diese nicht wieder abholen, sondern sich eine neue ausstellen lassen. Oder dass Besitzer verschwundener Autoschlüssel nicht wenigstens bei ihm nachfragen, ob sie abgegeben wurden. „Sie wechseln zu lassen, kann doch richtig teuer werden“, schüttelt er mit dem Kopf.

Das Fundbüro der Stadt Braunsbedra befindet sich im Rathaus im Ordnungsamt.

(mz)

Oliver Bitterlich vom Ordnungsamt Braunsbedra zeigt eine Kiste voller Haus- und Autoschlüssel. Es ist nur ein Bruchteil des Bestandes des Fundbüros.
Oliver Bitterlich vom Ordnungsamt Braunsbedra zeigt eine Kiste voller Haus- und Autoschlüssel. Es ist nur ein Bruchteil des Bestandes des Fundbüros.
Peter Wölk