Bürgerfrust Bürgerfrust: Staubwolken am Sonnenhimmel
MERSEBURG/MZ. - Friedlich ist es in der hinteren König-Heinrich-Straße. In den Vorgärten der schmucken Einfamilienhäuschen blüht es in allen Farben. Die hohen Bäume vorm Bahndamm wiegen sich im Wind. Wer hier wohnt hat es gut getroffen - will man meinen. Aber die scheinbare Idylle trügt. Denn sobald ein Auto, und sei es ein Smart, die Straße passiert, zieht es eine dichte Staubwolke hinter sich her. Die senkt sich dann auf Fenster, Blumen, Wäsche und Gärten. Lustig findet das schon lange keiner mehr. Anwohner wie Bernd Brödel sind frustriert. "Seit die Straße nicht mehr für den Durchgangsverkehr gesperrt ist, rollt es hier wieder", macht der Familienvater seinem Ärger Luft. "Und an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält sich doch eh keiner", winkt er ab. "Die meisten rasen regelrecht, und dann sieht man vor lauter Staub nicht mal das Kennzeichen."
Immerhin, am Eingang des Straßenabschnittes thront unübersehbar das runde rot-weiße Schild mit einer "10" darauf - schneller zu fahren ist eigentlich nicht erlaubt. Denn während die vordere König-Heinrich-Straße mit ordentlichen Belag versehen ist, gibt es im hinteren Bereich nur gestampfte Erde. Der Weg ist seit Jahrzehnten unbefestigt und mündet in die Zufahrten zu Staatsarchiv und Klinikum.
Er habe sich schon an die Stadt gewandt und die Situation geschildert, erzählt Brödel. Das Ordnungsamt, habe es geheißen, sei nur für den ruhenden Verkehr zuständig, kontrollieren müsste die Polizei. Ihm sei ja klar, dass ein Ausbau nicht von heute auf morgen möglich sei. Aber wegen der Raser müsste unbedingt etwas unternommen werden, fordert er: "Das ist doch kein Zustand mehr." Man könne ja zum Beispiel Blumenkübel aufstellen, die Autofahrer umkurven müssten.
Im Merseburger Rathaus ist der Frust der Anwohner bekannt. "Wir haben uns schon mehrfach mit dem Problem beschäftigt und werden noch mal prüfen, was an Beschilderungen und Verkehrsberuhigungen möglich ist", verspricht Stefan Götsch, der Amtsleiter Gerd Heimbach während seines Urlaubs vertritt. Allerdings seien so genannte "Beruhigungselemente" kein Allheilmittel und er sei sicher, dass sich sofort die Gegner solcher Regelungen melden würden. Klären müsste man zum Beispiel auch, wer sich um die Pflege dieser Kübel kümmern würde. Gegenwärtig gebe es so etwas in der Domstraße in Merseburg, allerdings in Verbindung mit Gastronomie.
Ein Ausweg wäre der grundhafte Ausbau der Straße, der allerdings mit erheblichen Kosten für die Anwohner verbunden wäre. Daher müssten sie das selbst entscheiden. Eine entsprechende Befragung habe es in der König-Heinrich-Straße allerdings noch nicht gegeben.